BKA: Internet-Täter spähen umfassend private Daten aus

Die Kriminalitätstrends, wie das BKA sie sieht: Deutschland wird zum Cannabis-Anbauland, die Zahl der Drogentoten steigt wieder, Internet-Kriminelle entdecken immer neue Methoden, ihre Opfer auszuplündern.

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  • dpa

Deutschland wird zum Cannabis-Anbauland, die Zahl der Drogentoten steigt wieder, Internet-Kriminelle entdecken immer neue Methoden, ihre Opfer auszuplündern. Diese Trends nannte das Bundeskriminalamt (BKA) am Freitag in Wiesbaden auf seiner Jahrespressekonferenz. Neu sei, dass die Organisierte Kriminalität jeden technischen Fortschritt nutze und ihre Abschottungsmethoden immer mehr verfeinere, sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke. Tatmuster und Tätertypologien veränderten sich grundlegend, die Polizei liege im ständigen technologischen Wettlauf gegen das Verbrechen.

Internet-Gangster hätten es nicht mehr allein auf Zugangsdaten zu fremden Konten abgesehen, sondern spähten ganze digitale Identitäten aus, sagte der für Informations- und Kommunikationskriminalität zuständige Abteilungspräsident Mirko Manske. Der Grund sei, dass die Täter immer mehr Nutzungsmöglichkeiten bis hin zur Manipulation von Aktienkursen entdeckten. Die Zahl der Diebstähle fremder Kontodaten (Phishing) wuchs 2007 um 20 Prozent auf 4200 Fälle, die durchschnittliche Schadenssumme um die Hälfte auf 4000 bis 4500 Euro. In 180.000 Fällen (plus acht Prozent) diente das Internet als Tatmittel.

Ebenfalls um acht Prozent stieg die Zahl der Drogentoten, die zuvor sechs Jahre in Folge gesunken war. Die meisten der 1394 Opfer seien an Überdosen von Heroin gestorben, sagte Ziercke. Auch die Menge sichergestellter Drogen habe deutlich zugenommen. Wegen der Rekordernte afghanischen Opiums und einer Ertragssteigerung auf kolumbianischen Kokafeldern kämen mehr Drogen auf den deutschen Markt. Eine Entspannung der Situation sei nicht in Sicht.

Zudem wird Deutschland immer mehr zum Produktionsland. Im vergangenen Jahr spürte die Polizei 83 Freiluft- und 347 geschlossene Hanf-Plantagen auf. Seit zwei Jahren sei eine Zunahme zu beobachten, sagte der für Organisierte Kriminalität zuständige Abteilungspräsident Jürgen Maurer. Das Rauschgift sei meist für den niederländischen Markt bestimmt; von dortigen Banden komme auch das Geld für die Anlage der Plantagen. Bisweilen seien sie mit Sprengfallen und Selbstschussanlagen gesichert. Der Anbau unter Glas vervielfache die Wirkstoffkonzentration und den Ertrag, sagte Maurer. Eine 10 Euro teure Hanfpflanze bringe beim Endverkauf einen Gewinn von über 300 Euro. Die 135.000 im vergangenen Jahr sichergestellten Pflanzen repräsentierten damit einen Wert von 40 bis 45 Millionen Euro.

Kräftige Zuwachsraten registriert das BKA auch bei der Kredit- und Scheckkarten-Kriminalität. Manipulationen von Geldautomaten nahmen im vergangenen Jahr um 50 Prozent auf 1349 Fälle zu. Vermehrt kommen auch die Kartenterminals an Ladentheken (Point of Sale-Terminals, POS) ins Visier. Dort installieren die Täter Geräte, um Kartendaten auszulesen ("Skimming"). (dpa) / (jk)