Erneute Spekulationen um den Verkauf der Bundesdruckerei

Die ehemals hoch verschuldete, doch durch die Produktion der elektronischen Reisepässe sanierte Bundesdruckerei soll bei einem möglicherweise anstehenden Verkauf eine Milliarde Euro wert sein.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 112 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Die ehemals hoch verschuldete, doch durch die Produktion der elektronischen Reisepässe sanierte Bundesdruckerei soll bei einem möglicherweise anstehenden Verkauf eine Milliarde Euro wert sein. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf Stimmen aus dem Eigner-Umfeld. Derzeit gehört die Bundesdruckerei nach einer eher katastrophal verlaufenen ersten Privatisierung der Authentos-Gruppe des Rechtsanwaltes Heinz-Günter Gondert und der Anwaltssozietät Clifford Chance, die die Bundesdruckerei treuhänderisch für die Helaba führen. Am Kauf der Bundesdruckerei sind die Karten- und Ausweisdrucker Gemalto und Giesecke & Devrient interessiert.

Mit Umsatzrekorden aus der Produktion der ersten und zweiten Generation des elektronischen Reisepasses gilt die Bundesdruckerei als wirtschaftlich gesundes Unternehmen. Neben dem Druck der Ausweispapiere muss sie sich nicht um die sichere Infrastruktur kümmern, die den Reisepass zu einem nicht besonders sicheren Dokument macht, wie eine Passanalyse (PDF-Datei) des Team 4 Innovation zeigt. Gleichzeitig steht mit dem elektronischen Personalausweis die Vergabe des nächsten großen Auftrages vor der Tür. Wie die Wirtschaftswoche schreibt, kann dabei Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble über das Wohl und Wehe der Bundesdruckerei entscheiden, weil der Wert des Unternehmens direkt von der Auftragsvergabe und der Vertragsverlängerung der Passproduktion abhängt.

Schäuble (CDU) gehört zu den Politikern, die sich eine direktere Kontrolle der Bundesdruckerei wünschen und sie ungern in den Händen ausländischer Investoren sehen möchten. Ähnlich hatte sich der SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz gegenüber dem Berliner Tagesspiegel geäußert. Nominell hält der Bund noch einen Anteil von 250 Millionen an der Bundesdruckerei: Das ist eine vom Bund gestundete Summe, die noch aus dem ursprünglichen Privatisierungsverkauf offen ist. Im Jahr 2000 verkaufte Finanminister Hans Eichel (SPD) die Druckerei an den US-Investor Apax Partner für eine Milliarde Euro. Apax zahlte jedoch nur 300 Millionen und verschuldete die Bundesdruckerei mit 450 Millionen Euro, zuzüglich der gestundeten 250 Millionen, die laut dem Bericht der Süddeutschen Zeitung in Eigenkapital umgewandelt werden können. Das von Apax ausgeblutete Unternehmen, das nach zwei Jahren für 1 Euro an Authentos verkauft wurde, ist noch nicht völlig schuldenfrei: Die Helaba-Gruppe wartet noch auf die Rückzahlung eines Kredites von 200 Millionen Euro. (Detlef Borchers) / (jk)