Servermarkt: Cisco und Dell legen gegen den Trend zu

Steigenden Verkaufszahlen stehen im weltweiten Servergeschäft im zweiten Quartal 2013 sinkende Umsätze gegenüber. Marktforscher taxieren das Minus auf gut 5 Prozent. Allein Cisco, Dell und der chinesische Hersteller Inspur wachsen gegen den Trend.

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Von
  • Matthias Parbel

Rund 12,35 Milliarden US-Dollar wurden im zweiten Quartal 2013 weltweit mit Serversystemen umgesetzt, melden die Marktforscher von Gartner – das entspricht einem Minus von knapp 4 Prozent gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres. IDC kommt auf Umsätze von 11,86 Milliarden US-Dollar und damit einen Rückgang um gut 6 Prozent. Auch gegenüber den ersten drei Monaten des laufenden Jahres zeichnet sich demnach keine Erholung ab. Allein im asiatischen Raum registrierten die Analysten von Gartner einen signifikanten Anstieg der Verkaufszahlen (21,7 Prozent) – weltweit wurden im zweiten Quartal 2013 insgesamt rund 2,46 Millionen Server abgesetzt.

Davon konnte offensichtlich der chinesische Hersteller Inspur Electronics maßgeblich profitieren. Das Unternehmen nimmt Dank eines Wachstums von über 200 Prozent (auf 65.350 Server) im Ranking nach Stückzahlen nun Platz 5 hinter Hewlett-Packard, Dell, IBM und Cisco ein – und das, obwohl auch Cisco seine Verkaufszahlen um fast 60 Prozent steigern konnte.

Mit Blick auf die letzten Jahre sorgte Cisco für die überraschendste Entwicklung im Servermarkt: Der Netzwerk-Spezialist stieg ja erst vor vier Jahren und mit einem schmalen Produktprogramm ein, hat aber mittlerweile sogar Fujitsu überholt und legte weiter rasant zu, während sich Größen wie IBM und HP mit ihren x86-Systemen sehr schwer tun. Für das aktuelle Quartal bescheinigen Gartner und IDC Cisco ein Umsatzplus von mehr als 40 Prozent. Auch Dell konnte um 10 Prozent zulegen, obwohl seit Monaten über eine neue Ausrichtung diskutiert wird.

In Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) setzt sich der Abwärtstrend derweil fort. Rund 550.000 verkaufte Server bedeuten im Vergleich zum zweiten Quartal 2012 ein Minus von fast 6 Prozent. Die Umsätze gaben Gartner zufolge um 4,6 Prozent nach, auf 3,1 Milliarden US-Dollar. Auch in der Region EMEA schafften allein Cisco und Dell ein nennenswertes Plus. Während Dell die Umsätze um mehr als 7 Prozent auf knapp 435 Millionen US-Dollar verbesserte, erzielte Cisco ein Verkaufsplus von über 40 Prozent auf 14.484 Systeme.

Top 5 Serverhersteller weltweit, Q2/2013
Hersteller
Q2/2013
Umsatz
Q2/2013
Marktanteil
Q2/2012
Umsatz
Q2/2012
Marktanteil
Umsatzwachstum
IBM 3.156$ 25,6 % 3.496$ 27,2 % -9,7 %
HP 3.089$ 25,0 % 3.747$ 29,2 % -17,5 %
Dell 2.190$ 17,7 % 1.979$ 15,4 % 10,7 %
Oracle 716$ 5,8 % 772$ 6,0 % -7,2 %
Cisco 539$ 4,4 % 376$ 2,9 % 43,3 %
Andere 2.657$ 21,5 % 2.462$ 19,2 % 7,9 %
Total 12.350$ 100,0 % 12.834$ 100,0 % -3,8 %
Quelle: Gartner 2013; Angaben in Millionen US-Dollar

IDC liefert auch einen aktuellen Überblick über die unterschiedlichen Server-Plattformen. Weil die Nachfrage nach x86-Systemen mit Linux oder Windows Server langsamer schrumpfte als die nach Unix-Systemen, kletterte der Marktanteil des x86-Lagers auf über 72 Prozent der Hardware-Umsätze. Unix-Maschinen etwa von IBM (AIX), Oracle, Fujitsu (Solaris) oder HP (Itanium/HP-UX) verloren 21 Prozent der Umsätze. Zulegen konnten dagegen die IBM-Mainframes der Baureihe System z (z/OS), und zwar um fast 10 Prozent auf 1,2 Milliarden US-Dollar. Das beeindruckt umso mehr, wenn man berücksichtigt, dass es laut IBM weltweit weniger als 5000 z/OS-Mainframe-Installationen gibt. IBM hatte die aktuelle Generation zEC12 vor einem Jahr angekündigt.

Während der Umsatz mit x86-Servern insgesamt schrumpfte, legten einige Bauformen jedoch erheblich zu. Das betrifft vor allem die Cloud-Server für Riesen-Rechenzentren (+13,8 Prozent), die von der Stückzahl her mehr als 10 Prozent aller rund 1,9 Millionen verkauften Maschinen ausmachen. Weil aber diese für hohe Packungsdichte optimierten Server, zu denen auch Mikroserver zählen, pro Stück deutlich billiger sind beziehungsweise sein müssen, beträgt ihr Umsatzanteil am Server-Markt nur 6,2 Prozent (735 Millionen US-Dollar). Dell streicht laut IDC 60,5 Prozent davon ein. Das starke Wachstum der Cloud-Maschinen beflügelt auch das Linux-Wachstum: Nur bezogen auf die Umsätze mit x86-Maschinen (8,6 Milliarden US-Dollar) hat Linux jetzt einen Marktanteil von fast genau einem Drittel, der Rest entfällt auf Windows.

Die noch vor wenigen Jahren trendigen Blade-Server bauten weiter ab, und zwar vom Umsatz her um 6,2 Prozent, machen aber noch immer 17 Prozent des Gesamtmarktes aus beziehungsweise 23 Prozent aller x86-Maschinen. Hier liegt HP weiter deutlich vorne mit fast 45 Prozent Marktanteil vor Cisco und IBM.

Server-Plattformen im zweiten Quartal 2013 laut IDC
Plattform Hardware-Umsatz Veränderung Marktanteil
x86/Windows 5,8 Mrd. US-$ -5,1% 49,3%
x86/Linux 2,8 Mrd. US-$ 1,5% 23,2%
Unix 1,8 Mrd. US-$ -21,0% 15,1%
System z 1,2 Mrd. US-$ 9,9% 9,8%
andere 0,3 Mrd. US-$ k.A. 2,6%
Veränderungen im Jahresvergleich

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