Musikdienst Grooveshark erhält Lizenz von zweitem Major Label

Vom verfolgten Feind am Rande des Zusammenbruchs zum Partner: Nach EMI hat auch Sony/ATV Frieden geschlossen mit Grooveshark, das Usern den Upload und das Veröffentlichen von Musikstücken sowie das Erstellen eigener Streams ermöglicht.

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Vom verfolgten Feind am Rande des Zusammenbruchs zum Partner: Nach EMI hat auch Sony/ATV Frieden geschlossen mit Grooveshark. Diesen Monat haben beide Label Grooveshark eine Lizenz erteilt, deren Bedingungen allerdings nicht verraten werden. Der 2006 gegründete Dienst ist ähnlich wie YouTube, nur ohne Videos. Will heißen: User können Audiodateien uploaden, die andere Nutzer anhören können. Nach entsprechenden Hinweisen löscht Grooveshark Musik, die zu übertragen rechtswidrig sein dürfte. Außerdem können Nutzer eigene Streams einrichten, die sie aus den auf der Plattform verfügbaren Inhalten zusammensetzen. Dazwischen können sie eigene Audiotracks, etwa für Moderationen und Kennmelodien, einfügen.

Die vier großen Label haben Grooveshark lange juristisch verfolgt und mit wirtschaftlichen Mitteln unter Druck gesetzt: Google sperrt das Wort Grooveshark aus den automatisch generierten Suchvorschlägen sowie die App aus dem Play Store. Auch aus Apples Appstore wurde die Grooveshark-App gelöscht und Facebook entzog den Zugriff auf alle APIs. In Dänemark musst zumindest der Mobilfunker 3 überhaupt den Zugriff auf den Dienst sperren, andere Internet-Provider tun es 3 offenbar gleich.

Seit 2011 läuft im US-Bundesstaat New York unter dem Vorwurf der Copyrightverletzung ein Verfahren von Universal gegen Grooveshark und eine Reihe von Mitarbeitern. Grooveshark weist den Vorwurf von sich und sieht sein Angebot durch den Digital Millennium Copyright Act (DMCA) gedeckt. Warner und Sony/ATV hatten sich der Klage angeschlossen, EMI später einen eigenen Prozess angestrengt.

Als Folge ließ die Grooveshark-Nutzung stark nach, sodass die Belegschaft deutlich reduziert werden musste. Im April bezeichnete sich Gründer Sam Tarantino in einem Interview sogar als privat pleite. Deutsche Nutzer können den Dienst seit Anfang 2012 nicht mehr nutzen. Das Unternehmen begründete den Rückzug damals mit den in Deutschland "unverhältnismäßig hohen Betriebskosten" und sah die Schuld dafür bei der GEMA.

Anfang diesen Monats wurde aber der Zwist mit EMI ausgeräumt, mit der erteilten Lizenz wurde auch die EMI-Klage gegenstandslos. Nun hat Grooveshark mit einer fast gleichlautenden Mitteilung bekanntgegeben, auch eine Vereinbarung mit Sony/ATV geschlossen zu haben. Universal und Warner tauchen weiterhin als Kläger auf, doch wurde das Verfahren im Mai auf unbestimmte Zeit vertagt und Ende Juli bis auf Weiteres stillgelegt.

Dies lässt auf laufende Verhandlungen zwischen Grooveshark und Universal respektive Warner schließen. Abzuwarten bleibt, ob Grooveshark finanziell noch die Kurve kratzt, oder die Friedenspfeifen zu spät ausgegraben wurden. Der Musikspeicherdienst MP3tunes hatte 2012 zwar den gegen ihn geführten Prozess gewonnen, hatte die damit verbundenen Kosten aber nicht tragen können. (jk)