Zielgesteuert gegen Krebs

Seattle Genetics hat ein Problem geknackt, an dem sich Krebsforscher 30 Jahre lang die Zähne ausgebissen haben. Eine Chemotherapie ohne die gefürchteten Nebenwirkungen rückt jetzt näher.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 62 Kommentare lesen
Lesezeit: 1 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Eine Chemotherapie ohne die gefürchteten Nebenwirkungen. Daran arbeiten Krebsforscher seit Jahrzehnten. Jetzt ist dem US-Unternehmen Seattle Genetics ein entscheidender Schritt gelungen auf dem Weg dorthin: Es koppelte ein Tumorgift so an einen Antikörper, dass tatsächlich speziell Krebszellen angegriffen werden. Gesunde Zellen bleiben so zumindest weitgehend verschont. Antikörper erkennen spezifische Rezeptoren auf der Oberfläche von Zellen.

Führende Onkologen setzen in diese sogenannten Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten (antibody-drug-conjugates, ADC) große Hoffnungen. „Dieser Ansatz wird große Auswirkungen auf die künftige Krebsbehandlung haben“, sagte Ira Pastan vom National Cancer Institute in den USA gegenüber Technology Review (die aktuelle September-Ausgabe ist am Kiosk und im Heise Shop erhältlich).

Entscheidend für den Fortschritt war die Erkenntnis, dass die vermeintlich unscheinbaren Verbindungselemente zwischen Gift und Antikörper eine besondere Rolle spielen. Diese Linker müssen so beschaffen sein, dass das Chemotherapeutikum nicht schon beim Transport durch den Körper abgespalten wird, sondern erst in den Krebszellen. Seattle Genetics‘ ADC „Adcetris“ wirkt dank der Zielsteuerung bei rund 75 Prozent der behandelten Blutkrebspatienten. Bisherige Chemotherapeutika helfen im Schnitt nur bei einem Drittel der Kranken. ADCs sollen in Kombination mit anderen Wirkstoffen zu einem wichtigen Pfeil im Köcher der Krebsärzte werden.

Mehr dazu in Heft 9/2013 von Technology Review:

(vsz)