Microsoft kauft Nokias Kerngeschäft

Lange wurde darüber spekuliert, jetzt wird es wahr: Microsoft kauft den Großteil von Nokia. Möglicherweise sind in dem Softwarekonzern mit der Rückkehr von Nokia-Chef Stephen Elop auch die Weichen für die Neubesetzung der Firmenspitze gestellt.

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Nokia verkauft seine Geräte- und Dienstleistungssparte an Microsoft. Der Kaufpreis beträgt 3,79 Milliarden Euro. Dazu kommen 1,65 Milliarden Euro für Patente und andere Lizenzen, geht aus einer Mitteilung hervor. Darüber hinaus gewährt Microsoft Nokia sehr günstige Kredite in Höhe von bis zu 1,5 Milliarden Euro. Der einstige Handy-Weltmarktführer dürfte fast die Hälfte seines Umsatzes einbüßen. Im Zuge des Verkaufs sollen etwa 32.000 Beschäftigte zu Microsoft wechseln, wozu auch die Manager Stephen Elop, Jo Harlow, Juha Putkiranta, Timo Toikkanen und Chris Weber zählen. Für Elop schließt sich damit ein Kreis.

Die Finnen behalten die erst im August komplett übernommenen NSN (Nokia Solutions and Networks), die Landkartensparte HERE (aber ohne deren Apps) sowie die Abteilung für Advanced Technologies. Insgesamt hat Nokia derzeit rund 98.000 Mitarbeiter. Bei NSN werden aber bereits Pläne für einen Abbau von 8.500 Stellen gewälzt.

Die eigenen Patente behält Nokia. Microsoft kauft jedoch die Marken Asha und Lumia sowie die HERE Apps, und erhält eine zehn Jahre gültige Lizenz für alle Nokia-Patente. Umgekehrt darf Nokia Microsoft-Patente für seine HERE-Dienstleistungen nutzen. Microsoft hat die Möglichkeit, diese gegenseitigen Patent-Lizenzierungen über das ursprüngliche Jahrzehnt hinaus auf unbestimmte Zeit zu verlängern.

Nokia tritt außerdem bestimmte Rechte, die es von Dritten lizenziert hat, an Microsoft ab. Dazu gehört etwa das Recht, Qualcomm-Patente zu nutzen.

[Update 03.09.2013 8:36: Insgesamt kauft Microsoft 8.500 Gebrauchsmuster (Design Patents) und lizenziert die Patente (utility patents) Nokias, nicht aber die NSN-Patente. Zu den von Nokia an Microsoft abgetretenen Lizenzen an Patenten dritter gehören neben Lizenze von Qualcomm auch solche von IBM, der Google-Tochter Motorola Mobility (Smartphones) und von Motorola Solutions. Außerdem kann Microsoft bestehende Vereinbarungen mit Samsung nutzen und so derzeitige Nokia-Geräte abdecken, ohne zusätzliches Geld an Samsung zahlen zu müssen.]

Das finnische Unternehmen darf die Marke Asha nutzen. Es hält auch weiterhin die Rechte an der Marke Nokia, allerdings mit Einschränkungen: Microsoft darf die aktuellen Modelle weiterhin unter der Marke Nokia verkaufen, gleiches gilt zehn Jahre lang für aktuelle und zukünftige Geräte auf Basis der Betriebssysteme Series 30 und Series 40. Nokia darf seinen eigenen Namen bis Ende 2015 nicht für mobile Geräte nutzen und 30 Monate lang auch nicht an Dritte für mobile Geräte lizenzieren.

Microsoft darf vier Jahre lang die HERE-Plattform einsetzen, wofür zusätzliche Zahlungen vorgesehen sind. Nebenbei hat Microsoft mitgeteilt, ein Rechenzentrum in Finnland errichten zu wollen. Es ist für Dienstleistungen an europäische Kunden vorgesehen.

Das Geld für den Kauf entnimmt Microsoft eigenen Kassen außerhalb der USA. Damit muss der Konzern diese Beträge nicht in die USA transferieren und spart so erheblich Steuern.

Nokias Aktionäre sollen im November über den von den Aufsichtsräten vereinbarten Handel abstimmen. Auch verschiedene Behörden müssen noch ihre Genehmigung erteilen. Sollte die Genehmigung ausbleiben, wird Microsoft 750 Millionen US-Dollar an Nokia zahlen. Microsoft erwartet das Closing der Übernahme für das erste Quartal 2014. Ab dem Finanzjahr 2015 soll sich die neue Sparte positiv auf das Ergebnis auswirken.

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(anw)