IFA

75 Jahre Metz – Jubiläum mit nachdenklichen Eindrücken

Die letzte überlebende Firma der einstmals großen deutschen Unterhaltungsindustrie wagte am Tag vor Eröffnung der IFA nur einen kleinen Blick in die Zukunft. Viel lieber beschäftigte sich Metz mit der Vergangenheit.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit festlichen Reden und einer Dankansprache seiner 89-jährigen Matriarchin Helene Metz feierte die Zirndorfer Firma Metz am Vorabend der IFA-Eröffnung ihren 75. Geburtstag. Die letzte überlebende Firma der einstmals großen deutschen Unterhaltungsindustrie wagte nur einen kleinen Blick in die Zukunft. Viel lieber beschäftigte sich Metz mit der Vergangenheit.

Helene Metz

(Bild: Detlef Borchers)

Am 28. November 1938 gründete Paul Metz die Firma "Transformatoren & Apparatebau Metz" (TAM). Zunächst stellte er mit zwölf Mitarbeitern Transformatoren her, später kamen in Zusammenarbeit mit den Zeiss-Werken Mess- und Prüfgeräte hinzu. Das Wachstum der kleinen Firma beschleunigte sich rasant, als es für die Wehrmacht Kurzwellensender und -Empfänger produzieren konnte.

Die Wehrmachtsbestände bildeten den Grundstock für den Neustart der Firma. 1947 konnte Metz mit dem Postillion das erste Nachkriegsradio auf den Markt bringen, bestückt mit der Wehrmachtsröhre RV12P2000. Bereits 1950 konnte das Unternehmen ein komplettes Programm verschiedener Radiogeräte präsentieren, darunter das Metz Baby, das als kleinstes Kofferradio der Welt angepriesen wurde. Ein Erfolg wurde das Babyphone als erstes Kofferradio mit Plattenspieler. 1952 begann die Produktion von Foto-Blitzgeräten, 1954 von Fernsehern mit dem Metz 702.

Helene Metz im Kreis der Laudatoren, rechts neben ihr Haubrich

Als Fertigungsunternehmen setzte Metz auf jeweils modernste Produktionstechniken. So ließ es 1956 als erste europäische Firma Leiterplatten von der Firma Ruwel drucken. Umgekehrt wurden unrentable Produkte schnell eingestellt, etwa die gesamte Radiosparte, die in den 70er Jahren sang- und klanglos verschwand.

Im Unterschied zu Grundig, Nordmende oder der strauchelnden Firma Loewe (für die Metz die Gehäuse fertigte) ließ sich Metz nie auf einen Preiskrieg ein und setzte unverdrossen auf den Fachhandel, der die komplizierten TV-Geräte für ältere Herrschaften installiert, erklärt und auch noch die laufende Wartung übernimmt.

Das höchste Lob auf Metz kam in der Feierstunde von Hartmut Haubrich, dessen Händlerkette ElectronicPartner selbst Geburtstag feiern will: 40 Jahre wird sie im Oktober. Haubrich beendete seine Laudatio auf deutsches Unternehmerinnentum und freie Marktwirtschaft mit Heinrich Heines Gedicht vom Fräulein, das am Meere stand und seufzte, zum Sonnenuntergang.

Ob für Metz die Sonne zurückkommt, ist eine offene Frage. Mit der Hausautomation war das Unternehmen früh dran, doch nicht sonderlich erfolgreich. Die trotzige Haltung, mit der Metz-Geschäftsführer Norbert Kotzbauer den Fernseher als Mittelpunkt des Medienkonsums beschrieb, dem ein Tablet als "Second Screen" als Aushilfe zur Seite steht, verheißt nichts Gutes. Das Zusammenspiel von Tablet und Fernseher mag für die ältere Generation mit Hilfe des Fachhändlers gemeistert werden, doch schon das nachwachsende Mittelalter hat keine Probleme mehr, sich einen eigenen WLAN-Mix im Haus zusammenzustellen – bei dem der Fernseher nicht mehr die wichtigste Komponente ist. (anw)