Pillenkamera verankert sich im Körper

US-Forscher haben einen kleinen Roboter entwickelt, der medizinisch relevante Stellen im Darm und anderen inneren Körperbereichen untersuchen soll.

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Seit einigen Jahren versuchen Medizintechnik-Forscher bereits, neuartige Methoden zu entwickeln, mit denen sie möglichst schmerzfrei in den Körper eines Patienten schauen können – von Sensoren zum Herunterschlucken bis hin zu magnetisch ausgelösten Pillenkameras. Wissenschaftler an der Carnegie Mellon University (CMU) in den USA haben nun einen klitzekleinen Roboter entwickelt, der genügend Haftkraft besitzt, um sich an der Darmwand zu verankern, dabei aber sanft genug vorgeht, dass Weichteile nicht beschädigt werden, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Das Gerät in Form einer Kapsel wird wie eine normale Pille geschluckt und bewegt sich durch den Körper, bis der Darm erreicht ist. Dann kann der Arzt mit Hilfe einer drahtlosen Fernsteuerung bestimmen, an welchem Punkt der Roboter seine Ärmchen ausfahren soll, um sich im Körper zu befestigen. Das Prinzip eignet sich nicht nur für bildgebende Verfahren, sondern auch für Biopsien, die Anlieferung von Wirkstoffen, Wärmebehandlungen und andere Therapieformen "am Ort des Geschehens", hoffen die CMU-Forscher.

Pillenkameras, die Bilder aus dem Darm übertragen können, werden bereits praktisch eingesetzt. Allerdings lassen sich ihre Bewegungen von außen nicht kontrollieren. Doch genau das hätte viele Vorteile, meint Mark Schattner, Gastroenterologe am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, der die CMU-Studie kennt. "Anwendungsbereich Nummer eins wären Biopsien", meint er. Auch könne man mit dem Gerät womöglich Blutungen stoppen, wenn man Wunden damit abätzen oder lasern würde. "Das wäre therapeutisch sehr nützlich."

Derzeit arbeitet das CMU-Team aber zunächst daran, den wenige Zentimeter großen Roboter im Körper beweglich zu machen. Dazu mussten die Forscher erst einmal ein Haftmittel finden, das sich mehrfach an Gewebe wie Darm, Speiseröhre, Magen, Herz und Niere befestigen lässt, ohne dass die Haftkraft nachlässt. Inspiriert wurden die Wissenschaftler dabei von bestimmten Käferarten, die ihre Fußhaare mit einem ölartigen Sekret klebrig halten. Im Reagenzglas funktionierte die Technik an Darmgewebe bereits. Nächster Schritt sind nun Tierversuche.

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(bsc)