Microsoft-Chef Ballmer beschwört Finanzanalysten ein letztes Mal: "Jubeln Sie, um Gottes Willen!"

Auf seinem letzten Treffen mit Finanzanalysten als Microsoft-Chef hat Steve Ballmer um Unterstützung für den eingeschlagenen Weg appelliert, zum Dienstleister zu werden – und dabei mit Google zu konkurrieren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 157 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Während seines letzten Auftritts auf dem jährlichen Treffen mit Finanzanalysten hat Microsoft-Chef Steve Ballmer um Unterstützung für den von ihm eingeschlagenen Kurs geworben. "Heute, Sie alle, stehen Sie auf! Sie alle haben Microsoft-Aktien. Jubeln Sie (der Aktie) zu, um Gottes Willen!" rief er den still verharrenden Bankangestellten zu. "Wir alle wollen sie in dieselbe Richtung gehen sehen, hinauf!"

Mehrmals betonte Ballmer, bald nur noch Investor mit einem Vier-Prozent-Anteil zu sein. Im August hatte er seinen Rückzug als Microsoft-CEO angekündigt. Und als Investor "glaube ich an die Firma als Finanzinvestition." In den vergangenen zehn Jahren habe Microsoft 220 Milliarden Dollar verdient, mehr als Google, Amazon, Apple, IBM oder Oracle. "Wir waren sehr erfolgreich, wir verdienen einen Haufen Geld, wir sind stolz darauf", zeigte sich Ballmer selbstbewusst.

Die Herausforderung sei, mit Dienstleistungen für Verbraucher Geld zu machen. "Google macht es. Die haben dieses unglaubliche, erstaunliche Monopol. Wir sind die einzigen auf dem Planeten, die damit in Wettbewerb treten." Sonst würde kein Unternehmen nennenswerten Profit mit Verbraucherdienstleistungen machen. "Facebook wird es vielleicht tun. Manche Leute erwähnen Dropbox."

Für Microsoft seien Verbraucherdienstleistungen nun der Weg zum Geräteverkauf. "Wir hoffen, Profit mit dem Verkauf von Geräten und Dienstleistungen für Großkunden zu generieren", wobei für ihn unter "Geräte" auch Windows-Computer anderer Hersteller fallen. Auch Werbeeinnahmen stehen auf der Speisekarte, wofür aber der Marktanteil höher werden müsse. Und das gehe am leichtesten durch den Verkauf von Geräten.

Für die Dienstleistungen muss Microsoft seine Infrastruktur für die Cloud ausbauen. "Das ist eine grundlegende Investition", erläuterte Ballmer, bei der es darauf ankomme "zu lernen, wie man diese (Rechenzentren) so entwirft, dass sie kostengünstig sind und skalieren." Neben Microsoft verfolgten nur Google und Amazon das in großem Maßstab.

Ballmer gestand aber ein, dass Microsoft Herausforderungen gegenüberstehe. Am meisten bedauere er, zu Beginn des Jahrtausends die Mitarbeiter zu sehr auf Windows Vista ausgerichtet zu haben. Damit habe Microsoft die Entwicklung hin zu Smartphones verpasst.

Derzeit gelte es, den PC als Gerät erster Wahl für produktive Nutzung zu bewahren. Und bei Mobilgeräten "haben wir fast keinen Marktanteil. Ich weiß nicht ob ich das mit Enthusiasmus oder unangenehmer Anspannung sagen soll. Aber ich bin Optimist. Alles, wo wir geringen Marktanteil haben, klingt wie eine Gelegenheit für mich." Microsoft sei sehr finanzkräftig und könne daher in die Zukunft investieren. "Wir haben die einzigartige Möglichkeit, nach den Sternen zu greifen, nach dem Ding, das wirklich etwas bewegt und 30, 50, 100 Milliarden wirtschaftlichen Wert schafft."

Sobald er nicht mehr bei Microsoft arbeite, werde er "jeden Tag für Microsoft jubeln, durch und durch", verabschiedete er sich von den Finanzanalysten auf amerikanische Art, "Es ist in meinem Blut, in meinem Herzen, und ich bin froh, gedient zu haben." (anw)