Colossus geschlagen

Ein deutscher Funkamateur hat offenbar das Cipher Event gewonnen. Aus Anlass der Rekonstruktion des von Alan Turing inspirierten Colossus sollten Funkamateure und Kryptologen mit einem Lorenz-Schlüsselfernschreiber SZ42 erzeugte Funksprüche entschlüsseln.

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Von
  • Detlef Borchers

Ein deutscher Funkamateur hat offenbar das Cipher Event gewonnen und den Nachbau des Colossus Mark II geschlagen. Dem Bonner Joachim Schüth (Rufzeichen: DL2KCD) gelang es gestern, das sehr verrauschte Funksignal der Aussendung des Ciphertext um 12:00 Uhr UTC zu stabilisieren und auszulesen sowie den Text bis 14:00 Uhr zu entschlüsseln.

Der Wettbewerb war am gestrigen Donnerstag um 9:00 Uhr gestartet worden: Funkamateure und Kryptologen waren aufgerufen, Funksprüche zu entschlüsseln, die von einem Lorenz-Schlüsselfernschreiber SZ42 erzeugt und nach dem originalen Funkprotokoll gesendet werden. Bei diesem Cipher Event treten sie gegen einen Nachbau jenes Computers an, der vor 63 Jahren die Funksprüche der obersten Kommandostellen der Wehrmacht entschlüsselte: Mit dem Wettbewerb wird die Einweihung einer Rekonstruktion des Colossus Mark II im britischen Computer- und Kryptographiemuseum Bletchley Park gefeiert. Dieser von Alan Turing inspirierte Computer spielte im II. Weltkrieg eine wichtige Rolle beim Entschlüsseln deutscher Nachrichten. Allerdings gab es von Seiten britischer und deutscher Geheimdienste anfangs Bedenken gegen den Entschlüsselungswettbewerb.

Für die Entschlüsselung setzte Schüth ein selbstgeschriebenes Programm in der Programmiersprache Ada ein, das er inzwischen auf seiner Website kommentiert veröffentlicht hat. Für das Codebrechen benötigte sein mit 1,4 GHz getakteter PC 46 Sekunden. Derweil hat der Nachbau des Colossus Mark II heute morgen um 7:30 mit dem Rechnen angefangen, weil das erste verwertbare Funksignal in England erst gestern um 16:30 aufgezeichnet werden konnte.

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(Detlef Borchers) / (jk)