Dolly-Vater Ian Wilmut will nicht mehr klonen

Zur Gewinnung von Stammzellen setzt Wilmut nicht mehr auf das Klonen von menschlichen Embryonen, sondern auf die Umprogrammierung von Zellen.

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Von
  • Florian Rötzer

Der schottische Wissenschaftler Ian Wilmut, der mit dem Klonschaf Dolly weltbekannt wurde, hat nun verkündet, sich vom therapeutischen Klonen zur Gewinnung von embryonalen Stammzellen abzuwenden. 2005 hatte er erfolgreich die Genehmigung von der britischen Human Fertilisation and Embryology Authority erhalten, menschliche Embryonen zur Gewinnung von Stammzellen klonen zu dürfen, um damit vornehmlich Möglichkeiten zur Therapie von Motoneuronerkrankungen wie ALS zu erforschen.

Wilmut hatte zwar auf das therapeutische Klonen gesetzt, aber immer auch eingeräumt, dass die Methode bislang viel zu ineffizient sei, um sie beim Menschen einzusetzen. Erst vor kurzem hatte sich Wilmut dafür ausgesprochen, den Kern menschlicher Zellen nicht mehr in menschliche, sondern in tierische Eizellen einzufügen und so mit Mensch-Tier-Hybriden bzw. Cybriden zu forschen. Jetzt hat er bereits wieder eine neue Wende eingeschlagen und dem britischen Telegraph gesagt, dass er sich vom therapeutischen Klonen ganz abwenden und seine Forschung auf das Umprogrammieren von Körperzellen in pluripotente Zellen ausrichten wolle. 2006 hatten japanische Wissenschaftler erstmals zeigen können, dass sich durch das Einfügen von Genen in Hautzellen von Mäusen Zellen mit Eigenschaften herstellen lassen, die mit embryonalen Stammzellen vergleichbar sind. Neben zwei amerikanischen Forschungsteams konnten die Japaner um Shinya Yamanaka diese Methode zur Gewinnung von Stammzellen in diesem Jahr weiter perfektionieren.

Wilmut erklärte, der Grund für seine Entscheidung sei einerseits, dass mit der neuen Methode keine menschlichen Embryonen zur Gewinnung von Stammzellen verbraucht werden müssen, was weiterhin von vielen Menschen abgelehnt werde. Zudem sei das Klonen ineffizient, was sich auch an der letzten Erfolgsmeldung von US-Wissenschaftler zeige, die erstmals Primaten klonen konnten, dies aber nur mit einer Erfolgsrate von 0,7 Prozent. Zudem konnte mit den Embryonen keine Schwangerschaft erzielt werden.

Bis das therapeutische Klonen beim Menschen bis zur Anwendungsreife erforscht und entwickelt ist, würde auch das direkte Umprogrammieren von Zellen funktionieren, so Wilmut: "Ich habe keine Zweifel, dass langfristig das direkte Umprogrammieren produktiver sein wird, auch wenn wir nicht sicher sein können, wann genau dies möglich ist, ob schon nächstes Jahr oder erst in fünf Jahren."

Siehe dazu auch in Telepolis:

(fr)