Vorwurf mangelnder Zensur auf dem Kindle

Einige Laien-Autoren vertreiben auf Amazon Texte, die Vergewaltigungen, Pädophilie und Inzest verherrlichen. Offiziell dürften sie das gar nicht, doch das Unternehmen bessert den eigenen Profit wohl auch damit auf.

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Mit dem Vorwurf der Zensur sieht sich Amazon immer wieder konfrontiert – gerade wenn es um sein Lesegerät Kindle geht. Laut Recherchen von The Kernel schaut das Unternehmen jedoch bei besonders sensiblen Themen nicht genau genug hin: In der Rubrik der Laien-Autoren fanden die Journalisten massenhaft Texte, die Vergewaltigungen, Pädophilie und Inzest zelebrierten. Nach den Anschuldigungen zog die Firma schnell Konsequenzen und sperrte die Bücher.

Offiziell dürften auf Amazons eReader gar keine pornographischen Texte auftauchen: "We don't accept pornography or offensive depictions of graphic sexual acts." Einige Autoren meinten wohl, sich mit dem Hinweis auf Fiktion oder damit, dass es sich lediglich um die Stieftochter handle, herausreden zu können, oder richteten Verlage ein, die den Werken mit einer ISBN-Nummer zu mehr Legitimität verhalfen.

Obwohl Amazon schnell reagierte, dürfte ein Vorwurf besonders tief sitzen: Das Unternehmen verdiente unter Umständen mit den Texten Geld. Amateur-Autoren können ihre Werke zwar kostenfrei anbieten, verlangen sie jedoch einen zahlenden Leser, geht ein Teil der Einnahmen nach Seattle.

Ganz allein steht Amazon jedoch nicht da – Konkurrenten wie Kobo und Barnes & Noble sehen sich mit denselben Vorwürfen konfrontiert. Kein Anbieter nahm bisher offiziell dazu Stellung, doch neben selbstgeschriebenen Kinderbüchern dürften solche Fantasien so schnell nicht mehr auftauchen. Gerade in Großbritannien freut sich wohl Premier Cameron über die unfreiwillige Unterstützung für seinen Pornofilter. (fo)