Telekom Austria: Fußball-EM belastet Festnetzergebnis
Die Festnetzsparte der TA steht unverändert unter Druck. Nach wie vor kündigen vor allem Privathaushalte ihre Festnetzanschlüsse. Und Millionenaufwendungen als Ausrüster der Fußball-EM und für Werbung während des Turniers hinterließen ihre Spuren.
Das Engagement der Telekom Austria (TA) bei der Fußball-Europameisterschaft der Herren im Juni hat dem Finanzergebnis des Konzerns zumindest kurzfristig geschadet. Die Festnetzsparte des Konzerns war Telekommunikationsausrüster des Turniers und hat in dessen Umfeld viel Geld in Image-Werbung gesteckt. Zusätzlich hatte das Unternehmen während des gesamten Turniers das Wiener Burgtheater angemietet, um dort VIP-Gäste zu bewirten und mit Fußball-Übertragungen zu unterhalten. Wie aus den am heutigen Mittwoch präsentierten Halbjahreszahlen hervorgeht, wurden dafür Millionen aufgewendet.
Der Gesamtkonzern konnte den Umsatz im ersten Halbjahr gegenüber der Vorjahresperiode um 7,7 Prozent auf 2,35 Milliarden Euro steigern. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wuchs dabei um 2,7 Prozent auf 942,4 Millionen Euro. Der Reingewinn ging jedoch um 18,6 Prozent auf 226 Millionen zurück. Den Angaben zu Folge sind dafür vor allem höhere Zinsaufwendungen verantwortlich, die für die Finanzierung des Erwerbs der weißrussischen MDC (nunmehr Velcom) angefallen sind. Die Jahresdividende will die TA unverändet bei 75 Cent je Aktie belassen, das Aktienrückkaufprogramm wurde jedoch vorerst gestoppt.
Die Festnetzsparte der TA steht unverändert unter starkem Druck. Nach wie vor kündigen vor allem Privathaushalte in Scharen ihre Festnetzanschlüsse. Durch die Einführung umstrittener Kombipakete aus Festnetzanschlus mit ADSL und/oder Mobilfunk, IP-TV beziehungsweise mobilem Breitband konnten die Kündigungsraten allerdings reduziert werden. Mussten im ersten Halbjahr 2007 noch 121.000 Festnetz-Zugänge deaktiviert werden, waren es im zurückliegenden Halbjahr nur noch 67.000. Die Umsätze mit Endkunden gehen weiter zurück, da die Preise für Internetzugänge fallen und die Verlagerung der Sprachminuten in die Mobilfunknetze anhält. "In Österreich gehen 27 Prozent der Sprachminuten über das Festnetz. In Deutschland 70 Prozent. Das ist der Unterschied", sagte TA-Chef Boris Nemsic zu heise online, "Aber ich glaube, Deutschland wird in unsere Richtung gehen. Die werden sich noch warm anziehen müssen."
Durch höhere Erlöse im Großhandel und beim Vertrieb von IT-Lösungen konnte der Halbjahresumsatz der Festnetzsparte bei 1,04 Milliarden Euro gehalten werden. Das EBITDA verringerte sich jedoch um 18,2 Prozent auf 312,6 Millionen Euro. Dazu haben einmalige Aufwendungen in Höhe von 19,7 Millionen beigetragen. "Diese einmaligen Aufwendungen wurden durch die Vorbereitung und Vermarktung der UEFA EURO 2008 (die Fußball-EM, Anmerkung), den Umstieg auf MPEG 4 Set-Top Boxen sowie durch Beratungskosten für das laufende Restrukturierungsprogramm verursacht", informiert die TA. Drastisch die Verschlechterung beim Festnetz-Betriebsergebnis: Es wurde von 100,3 auf 53,2 Millionen fast halbiert.
Positiv verläuft die Entwicklung hingegen bei den Mobilfunktöchtern. Die Zahl der Mobilfunk-Kunden ist um 52,5 Prozent auf 16,5 Millionen gesprungen; auch ohne den Zukauf der weißrussischen Velcom wäre noch ein Plus von 21,3 Prozent verzeichnet worden. Der Umsatz stieg um 12,4 Prozent auf 1,61 Milliarden Euro. Das EBITDA verbesserte sich um 14,7 Prozent auf 666,1 Millionen, wovon 54 Prozent außerhalb Österreichs erwirtschaftet wurden. Ohne die Roaming-Regulierung der EU, die das EBITDA laut Nemsic in der "Größenordnung von 20 Millionen" Euro belastet haben soll, wäre es laut Nemsic das beste Mobilfunk-Ergebnis der Konzerngeschichte geworden. Zwar telefonieren die TA-Kunden nun häufiger im Ausland, doch hat sich die Nutzung der TA-Netze durch fremde Kunden nicht wesentlich erhöht.
Alle Gesellschaften (Österreich, Bulgarien, Weißrussland, Kroatien, Slowenien, Serbien und Mazedonien, über Liechtenstein gibt es keine Angaben) konnten ihren Kundenstock ausbauen. Die Mobilkom Austria hat ihren Marktanteil im Jahresabstand sogar von 39,6 auf 42,5 Prozent ausgebaut. Von den 4,3 Millionen österreichischen Kunden nutzen bereits 325.000 mobiles Breitband. Umsatz und EBITDA sind dabei allerdings leichtgefallen.
Besonders deutlich verbessert haben sich die Werte bei der slowenischen Si.mobil: Kundenzahl (plus 15,4 Prozent), Umsatz (plus 14,6 Prozent), EBITDA (plus 24,9 Prozent) und Betriebsergebnis (plus 65 Prozent) konnten allesamt zweistellig gesteigert werden, der Marktanteil erreichte 27 Prozent. Auch bei der bulgarischen Mobiltel und der kroatischen Vipnet liegen Kundenbasis, Umsatz und EBITDA über dem Niveau des ersten Halbjahres 2007. Für die übrigen Auslandsgesellschaften gibt es noch keine Vergleichswerte, da sie damals noch nicht bestanden oder nicht zum TA-Konzern gehört haben. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)