Millionen Briten von Datenpanne betroffen

Britische Behörden haben zwei CDs mit den persönlichen Daten und vertraulichen Informationen von über 25 Millionen Bürgern verloren.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die britische Behörde HM Revenue and Customs, unter anderem für das Eintreiben von Steuern, aber auch für einige Wohlfahrtsprogramme zuständig, hat zwei CDs mit vertraulichen und persönlichen Daten von über 25 Millionen britischen Bürgern verloren. Es handelt sich dabei um alle Briten aus 7,25 Millionen Familien, die Kindergeld für Kinder unter 16 Jahren erhielten, schreibt die Behörde. Die Daten umfassten Name, Adresse Geburtsdatum, nationale Versicherungsnummer und teilweise Informationen zur Bankverbindung von über 25 Millionen Briten, berichtet die BBC – Daten, mit denen Kriminellen der Identitätsdiebstahl leichtfallen sollte.

Bislang weiß niemand in der Behörde, wo die beiden CDs geblieben sind; die CDs wurden nach Angaben des Schatzkanzlers Alistair Darling ohne Beachtung eigentlich vorgesehener Sicherheitsmaßnahmen zur Überprüfung der Daten an das National Audit Office geschickt. Dies geschah über das interne Postsystem von HM Revenue and Customs, das vom Post- und Logistikdienstleister TNT betrieben wird. Den Empfänger erreichten die beiden CDs aber nie, und derzeit sind sie nicht auffindbar. Allerdings betonte Darling, dass der Polizei keine Hinweise dafür vorlägen, dass die Daten in falsche Hände gelangt seien oder dass etwa bereits Betrügereien damit versucht worden seien. Darling forderte aber die Briten trotzdem auf, ihre Bankkonten genau im Auge zu behalten, ob es etwa unübliche oder unerwartete Transaktionen gebe.

Die CDs verschwanden allerdings bereits am 18. Oktober, das Management von HM Revenue and Customs erfuhr am 8. November davon und der Schatzkanzler am 10. November. Die Banken hätten aber so viel Zeit wie möglich gefordert, um sich mit den Auswirkungen zu beschäftigen und sich auf die öffentliche Ankündigung des Datenverlusts vorzubereiten, erklärte Darling. Der britische Datenschutzbeauftragte bezeichnete den Vorfall als sehr ernst und begrüßte die Ankündigung der britischen Regierung, dass eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls stattfinden solle.

George Osborne, Schatzkanzler im Schattenkabinett der konservativen Opposition in Großbritannien, kritisierte die Regierung heftig für den Vorfall. Er betonte zudem, der Verlust der Daten von 25 Millionen Briten sei der endgültige Todesstoß für die Bestrebungen der Regierung, eine nationale Datenbank mit ID-Nummern für die Bevölkerung aufzubauen: Schließlich könne man dieser Regierung beim Umgang mit den persönlichen Daten der Bürger einfach nicht trauen. Gegen das Projekt, das mit der Wiedereinführung der Ausweispflicht und der Ausgabe einer ID-Card, auf der digitalisierte Informationen zu individuellen Körpermerkmalen (Gesicht, Fingerabdrücke, Iris) der Ausweisinhaber abgelegt werden können, verbunden ist, laufen die britischen Konservativen schon seit einiger Zeit Sturm. (jk)