BDI fordert Schnellstart der Technik für die Elektronische Gesundheitskarte

Der Bundesverband der Industrie meint, von der Gesundheitskarte würden kräftige Impulse für das Wirtschaftswachstum ausgehen. Unterdessen protestieren kritische Ärzte in der Startregion Nordrhein mir einer Faxaktion gegen das Kartenprojekt.

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Von
  • Detlef Borchers

Im Rahmen des 4. Gesundheits- und industriepolitischen Kongresses hat der Bundesverband der Industrie (BDI) gefordert, die elektronische Gesundheitskarte so schnell wie möglich einzuführen. Unterdessen haben kritische Ärzte in der Startregion Nordrhein eine Faxaktion gestartet, mit der sie ihren Widerstand gegen das Kartenprojekt dokumentieren wollen.

BDI-Geschäftsführer Werner Schnappauf erklärte auf dem Kongress die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) für unverzichtbar. Von ihr würden kräftige Impulse für das Wirtschaftswachstum und die allgemeine Beschäftigung ausgehen. Eine intelligente Vernetzung könne jährlich Kosten von 5 Milliarden Euro einsparen und dennoch die Wirtschaft ankurbeln. "Voraussetzung ist der unverzügliche Start der elektronischen Gesundheitskarte. Sie muss rasch um freiwillige Angebote wie die elektronische Patientenakte erweitert werden", erklärte der BDI-Lobbyist in einer Mitteilung (PDF-Datei).

Der Kongress-Veranstalter, die Wegweiser GmbH, hat die jährlich erscheinende Studie "Monitoring eHealth & Gesundheitswirtschaft" vorgestellt, die im "Jahrbuch Gesundheitswirtschaft 2009" veröffentlicht wird. Auf Basis der Befragung von 1750 Krankenhäusern und 1000 niedergelassenen Ärzten sowie 200 Krankenkassen zeichnet sich eine deutliche Kluft in den Einschätzungen ab. Während Krankenhäuser wie Krankenkassen davon ausgehen, dass die Qualität der Gesundheitsversorgung bis 2013 tendenziell verbessert sein wird, neigen die Ärzte zu einer pessimistischen Einschätzung der Zukunft. Das macht sich auch in der Einschätzung der wirtschaftlichen Position bemerkbar. Krankenversicherungen beurteilen sie im kommenden Jahr mit knapper Mehrheit positiv, während die Ärzte nur eine befriedigende bis schlechte Zukunft vor sich sehen. Entsprechend ist auch die Bereitschaft gering, sich für die eGK zu engagieren: Weniger als ein Viertel der niedergelassenen Ärzte trifft derzeit Vorbereitungen für die Einführung der neuen Gesundheitskarte, so die Autoren der Studie.

Wie Ärzte wirklich zur Einführung stehen, will das Aktionsbündnis "Stoppt die e-Card" seit gestern mit einer Fax-Aktion klären. Dabei sind die Ärzte in der Startregion Nordrhein aufgerufen, ein Protestfax an ihre zuständige kassenärztliche Vereinigung zu schicken und zu erklären, dass sie keine neuen Kartenlesegeräte bestellen, solange nicht eindeutig geklärt sei, ob niedergelassene Ärzte zur zentralen Online-Anbindung ihrer Praxis verpflichtet sind. Dies hatte zuvor die AOK Rheinland gefordert. Die Krankenkasse weigert sich, eGK auszugeben, wenn auf Seiten der Ärzte keine Verpflichtung besteht, ihre Praxen mit einem VPN-Konnektor ans Netz der medizinischen Telematik anzuschließen.

Die eGK ist auch auf der CeBIT ein wichtiges Thema. Im Rahmen der Messe findet ein Telehealth-Kongress statt, auf dem unter anderem der aktuelle Stand bei der eGK-Einführung diskutiert wird. Erstmals wird auf diesem Fachkongress der Telemediziner auch die Militär- und Katastrophenmedizin diskutiert. Der Kongress wird am ersten Messetag vom Staatssekretär Klaus Theo Schröder eröffnet, der im Bundesgesundheitsministerium die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte leitet. (Detlef Borchers) / (anw)