Palm: Aller Anfang ist schwer

Die Palm-Aktie ist nach Börsianermeinung überbewertet und verliert am zweiten Börsentag knapp 16 Prozent ihres Wertes.

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Von
  • Christian Rabanus

Nachdem der Börsenauftritt von Palm schon nicht den Erwartungen der Börsianer entsprochen hatte, enttäuschte die Aktie an ihrem zweiten Tag im Handel wieder: Bei Börsenschluss lag der Kurs mit 80,25 US-Dollar um 16 Prozent unter dem Niveau des Vortags. Das Papier der Palm-Muttergesellschaft 3Com konnte dagegen leicht zulegen. Nachdem es am Donnerstag um gut 21 Prozent gefallen war, schloss es am Freitag bei einem Plus von 1,25 Prozent mit 83 US-Dollar.

Analysten gehen davon aus, dass viele Anleger angesichts einer ungerechtfertigt hohen Bewertung des PDA-Herstellers vor der Investition zurückschrecken. Beim gegenwärtigen Kurs beträgt die Marktkapitalisierung Palms 45 Milliarden Dollar. Damit hat das Unternehmen einen Börsenwert, der dem 45-fachen des für das Jahr 2000 erwarteten Umsatzes von einer Milliarde Dollar entspricht. Der so genannte P/E-Wert (price-to-earnings ratio), eine wichtige Größte für die Bewertung einer Aktie, liegt bei etwa 1.300 -- Apple, ein "gesund" bewertetes Unternehmen der Computerbranche, hat einen P/E-Wert von 34,59. Auch bei 3Com sieht der Wert mit 60,19 noch halbwegs gut aus. In klassischen Industrien betrachtet man dagegen Werte zwischen 10 und 15 als ausgezeichnet: DaimlerChrysler beispielsweise hat einen price-to-earnings ratio von 10,8.

Vermutlich haben sich auch die Modalitäten des Börsengangs von Palm negativ auf die Bewertung der Aktie ausgewirkt: 3Com hat nur knapp 5 Prozent der Anteile an die Börse gebracht. Von diesen gut 18 Millionen Aktien sicherten sich schon im Vorfeld Motorola 1,7 Millionen, AOL und Nokia je 2,1 Millionen. Knapp 3,5 Millionen Interessenten, die die Aktie zeichneten, gingen leer aus.

Hinzu kommt, dass die Marktkapitalisierung Palms die der Muttergesellschaft 3Com -- zur Zeit 26,7 Milliarden Dollar --, die ja immer noch mit gut 95 Prozent quasi Alleingesellschafterin ist, um mehr als das Eineinhalbfache übersteigt. Viele Analysten meinen, dass diese Relation von den Anlegern als Missverhältnis angesehen wird. Noch bleibt abzuwarten, ob Palm jetzt ein ähnliches Schicksal blüht wie VA Linux. Dem Papier der Linuxer gelang beim Börsenstart am 9.12.1999 mit einer Wertsteigerung von 30 auf 239,25 Dollar ein furioser Auftritt. Seitdem fällt der Kurs kontinuierlich und schloss am Freitag bei 113,75 Dollar, also unter der Hälfte des Werts vom ersten Handelstag. Börsianer sehen allerdings einen entscheidenden Unterschied zwischen der Situation von VA Linux und der Palms: VA Linux ging im Alleingang an die Börse, hinter Palm steht immer noch 3Com, der weltweit zweitgrößte Hersteller von LAN-Equipment. (chr)