"Runder Tisch" zu besserem Jugendschutz tagt Ende November

Nach Kritik an Kinderspitzeln setze das Bundesfamilienministerin neue Beratungen über den Jugendschutz, der auch "Killerspiele" verbieten soll, an. Unter Gamern sorgt ein Video für Aufsehen, dass Berichterstattung über "Killerspiele" unter die Lupe nimmt.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der beim Streit um jugendliche "Testkäufer" angekündigte "Runde Tisch" zum Jugendschutz wird am 28. November in Berlin zusammenkommen. Dies bestätigte das Bundesfamilienministerium auf Anfrage. Vertreter der Bundesländer und der Jugendverbände werden mit Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) über Verbesserungen beim Vollzug des Jugendschutzes beraten, hieß es laut dpa.

Von der Leyen hatte im Oktober den Entwurf eines neuen Jugendschutzgesetzes vorgelegt, der den Einsatz von Testkäufern zwischen 14 und 18 Jahren vorsah. Damit sollte gegen den illegalen Verkauf von Alkohol, Zigaretten und Gewaltvideos an Jugendliche vorgegangen werden. Neben Testkäufen von Heranwachsenden im Handel sah der Entwuf auch Bestimmungen zum Verbot "Gewalt beherrschter" Computerspiele vor. Von der Leyen hatte bereits im Februar als Reaktion auf den Amoklauf in Emsdetten vor einem Jahr ein "Sofortprogramm" vor allem zur Bekämpfung von "Killerspielen" vorgestellt. Konkret sollten nicht mehr nur Gewalt oder Krieg "verherrlichende" Games für Jugendliche automatisch verboten sein. Vielmehr sollte sich diese Regelung auch auf Trägermedien erstrecken, die "besonders realistische, grausame und reißerische Darstellungen selbstzweckhafter Gewalt beinhalten, die das Geschehen beherrschen". Über diese Katalogausweitung hinaus plante von der Leyen, die im Gesetz genannten Indizierungskriterien rund um mediale Gewaltdarstellungen auszudehnen.

Aber nicht diese etwa vom Hightechverband Bitkom scharf kritisierten Passagen zu Killerspielen machten dem Gesetzentwurf vorerst den Garaus: Die heftige Kritik am Einsatz von "Kinderspitzeln" veranlasste von der Leyen in Absprache mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU), den Entwurf zurückzuziehen und eine erneute Beratung über den Jugendschutz anzusetzen. Der "Runde Tisch" solle darüber beraten, wie verhindert werden könne, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland zu einfach an so genannte Killerspiele, Gewaltvideos, Schnaps oder Tabak kämen. Von den Beratungen erwarte sie "konkrete Vorschläge zur Verbesserung des viel zu laschen Jugendschutzes", erklärte von der Leyen bei der Rücknahme ihres ursprünglichen Gesetzentwurfs. "Der zahnlose Tiger Jugendschutzgesetz" müsse "endlich ein scharfes Gebiss" bekommen.

Derweil sorgt unter den Gamern ein Video auf Youtube für Aufsehen, das beansprucht, der Berichterstattung in öffentlich-rechtlichen Medien zu Killerspielen auf den Zahn zu fühlen. Unter anderem geht es um Diskussionen in der damaligen WDR-Sendung "Hart, aber fair", um einen Berichte in dem ZDF-Nachrichtenmagazin "Frontal 21" sowie um den vielfach kritisierten Beitrag des ARD-Magazins Panorama zu "Killerspielen". Die Autoren des Videos sind der Ansicht, den Berichten allesamt eine zumindest unkritische, wenn nicht gar unredliche und falsche sowie einseitige Haltung in der Debatte um die sogenannten "Killerspiele" nachweisen zu können.

Siehe dazu auch den Online-Artikel in c't-Hintergrund zur bisherigen Berichterstattung über die Diskussion um das Jugendmedienschutzrecht, Gewaltspiele, Verbotsforderungen und Beschränkungen für Jugendliche bei Spielen:

(jk)