MWC: Anbieter rüsten ihre Netze für mobiles Breitband

Die nächste Mobilfunkgeneration LTE ist noch Zukunftsmusik. Netzbetreiber rüsten lieber ihre UMTS-Infrastruktur mit mehr Bandbreite auf, um den steigenden Anforderungen des mobilen Internets zu genügen.

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  • dpa

Das Wettrüsten geht weiter: Um den rasant wachsenden Datenmengen durch die Internet-Nutzung auf dem Handy Herr zu werden, bauen die Mobilfunkanbieter ihre Netze weiter aus. Dabei geht es größtenteils noch gar nicht um sogenannte Netzwerke der nächsten Generation (4G) und den UMTS-Nachfolger Long Term Evolution: Auch die bestehenden UMTS-Netze sollen in Zukunft bei der Übertragungsgeschwindigkeit mit guten DSL-Anschlüssen mithalten können.

So kündigten die deutschen Netzbetreiber T-Mobile und O2 erste Testversuche mit der UMTS-Erweiterung HSPA+ an. Mit dem Standard werden Download-Raten von bis zu 28 MBit/s versprochen. O2-Kunden in München sollen davon testweise bereits in der zweiten Jahreshälfte profitierern können. Vodafone hat ähnliche Pläne in Spanien. Acht Jahre nach der Versteigerung der UMTS-Lizenzen sei das mobile Internet in Deutschland endlich Realität, sagte Jaime Smith Basterra, Deutschland-Chef von O2 Telefónica, auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Treibende Kräfte für die Entwicklung seien innovative Endgeräte, preiswertere Datentarife sowie auf mobile Nutzung spezialisierte Anwendungen. Und genau für diese erwartete Flut von Musik- und Video-Downloads, Instant Messaging und E-Mails sollen die Netze gewappnet werden.

Auf die als UMTS-Nachfolgestandard gehandelte Technologie Long Term Evolution (LTE), die mit erwarteten Übertragungsraten von mehr als 100 MBit/s aufwarten soll, werden die Mobilfunk-Kunden zumindest in Deutschland aber wohl noch etwas warten müssen. Die Betreiber machen dafür teilweise den Streit um die Mobilfunkfrequenzen verantwortlich. Solange nicht klar ist, ob an die Mobilfunkanbieter die sogenannte "Digitale Dividende" geht, wie durch den Übergang zu digitalen TV-Übertragungen freigewordene Rundfunkfrequenzen genannt werden, wollen sie sich erst einmal auch nicht weiter engagieren.

Auch in Deutschland wird LTE zwar schon getestet – in anderen Regionen sind die Unternehmen allerdings schon weiter: Mit Verizon Wireless baut der größte Mobilfunkbetreiber in den USA ab 2010 ein LTE-Netz auf. In Europa sollen Kunden von TeliaSonera in der schwedischen Hauptstadt Stockholm ebenfalls ab Mitte kommenden Jahres in den Genuss der superschnellen Mobil-Netze kommen.

Für manche Marktbeobachter ist damit der Wettlauf zwischen LTE und dem konkurrierenden mobilen Format WiMAX bereits entschieden. "WiMAX ist nicht so bedeutend geworden, wie es in der Vergangenheit erwartet worden ist", sagt etwa Christoph Caselitz, Vertriebs- und Marketingchef von Nokia Siemens Networks. "LTE ist die wichtigste Technologie für die Zukunft."

Und auch Philippe Kreyer, Technikchef von Alcatel-Lucent, sagt: "Unsere wichtigsten mobilen Kunden, haben sich für diesen einen Ansatz entschieden." So treibe zum Beispiel der chinesische Marktführer China Mobile die Entwicklung voran, der in China allein 460 Millionen bedient. Ob sich die Betreiber immer sofort für die Standards der nächsten Generation entscheiden, sei allerdings noch nicht geklärt, räumt Kreyer ein. Beide Unternehmen gehören zur NGMN-Allianz (Next Generation Mobile Networks), die den Aufbau von LTE als einheitlichen Standard propagiert.

Für Gartner-Analyst Sylvain Fabre ist LTE aber immer noch Zukunftsmusik. "Ich glaube, dass LTE sehr langsam kommen wird." Von der Nachfrageseite gebe es keinen Druck, denn mit UMTS gebe es ja bereits anständige Übertragungsraten. "Für den einfachen Nutzer macht es erst mal keinen Unterschied, ob er Übertragungsraten von 30 oder 100 Megabit pro Sekunde bekommt." Und das wissen auch Netzbetreiber und Ausrüster: "Sie kaufen sich mit der Ausstattung der alten Netze erst mal etwas Zeit."

Einig sind sich die Experten aber zumindest in einem: In Zukunft wird es mehr Breitbandverbindungen im Mobilfunk als im Festnetz geben. (Annika Graf, dpa-AFX) / (vbr)