Bericht: Starttermin für DVB-H nicht mehr zu halten

Nach Berichten über drohende Verzögerungen bei der Einführung von DVB-H warnen beteiligte Projektmanager in der FTD nun, der Termin zur Europameisterschaft 2008 sei nicht mehr zu schaffen.

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Nachdem die Landesmedienanstalten in der vergangenen Woche eindringlich vor drohenden Verzögerungen bei der Einführung von Handy-TV auf dem DVB-H-Standard gewarnt hatten, ist der für die Fußball-Europameisterschaft 2008 geplante Start "praktisch nicht mehr zu erreichen", berichtet die Financial Times Deutschland unter Berufung auf beteiligte Projektmanager. Damit drohe DVB-H schon der zweite Flop. Die Schuld daran schieben sich die Beteiligten gegenseitig zu.

Mobile 3.0, hinter dem die großen Verlagshäuser Burda und Holtzbrinck (vertreten durch Neva Media) sowie der mit der DMB-Plattform bereits im Handy-TV aktive Betreiber Mobiles Fernsehen Deutschland (MFD) stecken, hat offenbar Schwierigkeiten, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen und dann ein Paket mit 16 TV-Kanälen zu schnüren, dass sich wirtschaftlich auch noch rechnet. Mobile 3.0 konnte sich mit den öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern noch nicht einigen. Den von den Medienanstalten geforderten Belegungsvorschlag für die Kanäle konnte das Konsortium also nicht fristgerecht vorlegen. In der Folge gaben die Landesmedienanstalten die erwartete Entscheidungsempfehlung für Mobile 3.0 nicht ab.

Jetzt bleibt den potenziellen Betreibern noch bis zum Jahresende, ihr Paket zu schnüren. Diese Frist sei "Gift", klagt nun MFD-Chef Henrik Rinnert in der FTD: "Sie macht uns erpressbar". Er verstehe nicht, welche Detailtiefe die Medienanstalten von einem Bewerber verlangten, der die Lizenz noch nicht einmal sicher habe. Auch wenn es für die Verhandlungen mit den Sendern ein Nachteil ist, dass eine Einigung zu einem bestimmten Termin erfolgen muss, steht sich das Konsortium laut FTD vor allem selbst auf den Füßen. Die Belegung der nicht von den Medienanstalten vorgegebenen Kanäle sei innerhalb der Betreibergruppe strittig.

Die Landesmedienanstalten hatten Mobile 3.0 als ihren Favoriten gekürt, die Betreiberlizenz aber bisher nur in Aussicht gestellt. Das ebenfalls ins Rennen um die Lizenz gegangene, eigens von den Netzbetreibern Vodafone, T-Mobile und O2 gegründete (und vom Kartellamt abgesegnete) Konsortium ging leer aus. Doch ohne die Unterstützung Netzbetreiber ist das Großprojekt nicht zu stemmen. Mobile 3.0 muss die vergrätzen Mobilfunker ins Boot holen, denn die kontrollieren den wichtigen Kanal zum Kunden. Ob der allerdings jemals bereit sein wird, monatlich einen substanziellen Betrag für Mäusekino auf dem Handy zu berappen, ist immer noch umstritten.

Die Schwierigkeiten von Neva Media, ein "wirtschaftlich tragfähiges Gesamtkonzept" zu finden, sprechen da Bände. Die derzeit gehandelten Preisvorstellungen von rund 10 Euro für das Monatsabo dürften jedoch nicht gerade geeignet sein, den angeblichen Massenmarkt im Sturm zu nehmen. Dabei hat Betreiber MFD einschlägige Erfahrungen auf dem Markt. Ein Blick auf das ebenfalls von MFD bereits im Regelbetrieb angebotene Konkurrenzprodukt auf DMB-Standard macht allerdings wenig Mut, auch wenn sich MFD mit konkreten Zahlen dezent zurückhält. Immerhin fünfstellig soll die Zahl der Kunden inzwischen sein. (vbr)