Dürftige Wahl-Nachlese der Parteien im Internet

Einen Tag nach der Landtagswahl in Hessen hat sich auf den Internetpräsenzen der Parteien und Spitzenkandidaten größtenteils nichts getan. Für den Politikwissenschaftler Christoph Bieber ist das ein Zeichen mangelnder Professionalität.

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  • dpa

Die Aufbereitung der Landtagswahl ist bei den Parteien und hessischen Spitzenpolitikern im Internet dürftig ausgefallen. Am Montagvormittag waren so gut wie keine neuen Einträge und Reaktionen zu finden. Sogar SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel, der das World Wide Web in den Tagen und Stunden vor dem Urnengang noch sehr intensiv mit Nachrichten und Botschaften genutzt hatte, hatte nichts Neues zu vermelden.

"Das ist ein Zeichen mangelnder Professionalität und ein echter Fauxpas", bewertete der Politikwissenschaftler Christoph Bieber vom Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI) der Universität Gießen. Er sprach von einem deutlichen Rückfall nach den vorangegangenen Zeiten intensiverer Nutzung. Dass die Parteien und Spitzenpolitiker ihre Seiten nicht auch nach der Wahl besser pflegen, bezeichnete er als "eindeutiges Versäumnis".

Standard müsste es laut Bieber sein, sich bei den Anhängern zumindest für die Unterstützung zu bedanken, Bilder und Videos der Wahl-Partys einzustellen oder auch die Niederlage wie im Fall der SPD auf der Homepage einzugestehen. "Eigentlich hätte schon am Wahlabend frisches Material online gestellt werden müssen", befand Bieber. Allein mit eventuell fehlenden personellen Kapazitäten sei die Internet-Müdigkeit nicht zu erklären. "Man hätte auch Einträge vorbereiten und zeitnah auf den Seiten platzieren können", so Bieber.

Auch am Tag nach der Wahl prangten auf den Seiten der Parteien zuoberst noch überwiegend Wahlaufrufe. Lediglich die Partei Die Linke bedankt sich mit einem Banner: "Danke – Wir werden dieses Land weiter verändern!" Ein Musterbeispiel an fehlender Aktualität lieferte Andrea Ypsilanti. Die am Wahlsonntag von ihren Ämtern zurückgetretene hessische Partei- und Fraktionsvorsitzende bietet den Internetnutzern noch heute einen veralteten Beitrag vom 8. Januar.

Gespannt erwartet Bieber nun, wie die Internetnutzer auf die Informations- und Reaktionsflaute im Netz reagieren. "Einige User werden sich schon fragen: TSG was machst du und wo bist du? Da werden sich einige Internetnutzer bestimmt beschweren." Eine Erklärung für die Web-Müdigkeit nach der Wahl sieht Bieber in der offenbar eingefahrenen Medien-Hierarchie. Aktuell am Wahltag dominiere das Fernsehen bei Live-Entscheidungen. (Jörn Perske, dpa) / (anw)