Microsoft schiebt Expansionspläne auf
Interne Ăśberlegungen bei Microsoft gehen laut einem Zeitungsbericht davon aus, dass der Konzern in den kommenden zweieinhalb Jahren die Zahl der Neueinstellungen stark drosseln werde. Dadurch ergebe sich vorerst weniger Platzbedarf als bisher geplant.
Spätestens seitdem Microsoft-Chef Steve Ballmer im September einräumte, dass auch sein Unternehmen nicht gegen die weltweite Finanzkrise immun sei, rechnen Marktbeobachter mit einschneidenden Sparmaßnahmen in Redmond. In Medienberichten wurde zeitweise über 15.000 Stellenstreichungen spekuliert, doch das schien nach dem letzten Stand der Dinge zu hoch gegriffen. Abgesehen von den Arbeitsplätzen erkundet der Softwarekonzern andere Einsparpotenziale, wie nun der Seattle Post-Intelligencer berichtet. Der Zeitung liegt nach eigenen Angaben eine Präsentation vor, in dem Microsofts Gebäudeverwaltung ein Szenario entwickelt hat, laut dem die Belegschaft in den kommenden zweieinhalb Jahren nicht oder nur um 3 Prozent wachsen werde.
Beobachter erwarten für kommenden Donnerstag, wenn der Software-Konzern seine Zahlen für das zweite Quartal vorlegen wird, die Verkündung einiger Sparmaßnahmen. Ausgehend von dem Szenario würde Microsoft dann auch seine Pläne für drei Jahre aufschieben, seine Präsenz in der Region Puget Sound rund um Redmond ausweiten. Außerdem wolle Microsoft einige auslaufende Mietverträge nicht verlängern, heißt es in dem Bericht.
Im vergangenen Jahr ist die Microsoft-Belegschaft um 16 Prozent auf 94.000 Mitarbeiter weltweit angewachsen. 40.000 von ihnen arbeiten in der Region Puget Sound. Wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise habe aber das Tempo der Neueinstellungen stark nachgelassen. Durch den Aufschub der Expansionspläne könne Microsoft im laufenden Geschäftsjahr, das mit dem Juni endet, 82 Millionen US-Dollar einsparen, im Geschäftsjahr darauf 525 Millionen US-Dollar.
Weiteres Einsparpotenzial ergebe sich mit Blick auf die Sozialleistungen des Konzerns, schreibt die Zeitung weiter. 32 Millionen US-Dollar ergäben sich daraus, dass zum Beispiel der Shuttle-Service Connector und Beihilfen zur Verpflegung gekürzt, Getränke nicht kostenlos angeboten würden. Laut einem Blog-Eintrag des Seattle Post-Intelligencer, der sich auf Microsoft-interne Unterlagen beruft, gibt der Konzern jährlich unter anderem 12 Millionen US-Dollar für Catering aus, 1 Million für ein Programm zum kostenlosen Ausschank von Getränken der Kette Starbucks, 8 Millionen für Verpflegungsgutscheine und 20 Millionen für freie Getränke.
Microsoft hatte zur Verkündung der Zahlen für sein erstes Quartal im Oktober seine Umsatzerwartung für das laufende Geschäftsjahr von 67,3 Milliarden bis 68,1 Milliarden US-Dollar auf 64,9 Milliarden bis 66,4 Milliarden US-Dollar gesenkt. Beim Gewinn je Aktie peilt das Unternehmen nun 2 bis 2,10 US-Dollar an statt wie zuvor 2,12 bis 2,18 US-Dollar. Allerdings war Finanzchef Chris Liddell seinerzeit von einer gemäßigten Rezession ausgegangen. Analysten schätzen nun, Microsoft werde in diesem Jahr 1,96 US-Dollar Gewinn je Aktie erzielt und 63,76 Milliarden US-Dollar umsetzen. (anw)