Bundeskanzlerin: Medien müssen gerade bei Krisen Orientierung bieten

Angela Merkel zeigte sich überzeugt, dass Zeitungen als Informationslieferanten eine wichtige Rolle behalten werden. Doch eine Ergänzung durch Online-Angebote sei wichtig.

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  • dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Verantwortung der Medien in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise hervorgehoben. "In einer solchen Zeit wird es auch sehr auf die Medien ankommen, inwieweit Menschen ein Stück Halt bekommen, sachliche Informationen, sich eine Meinung bilden können und daraus auch ein Stück Zutrauen entsteht", sagte Merkel am Mittwoch zum Auftakt eines dreitägigen Journalistenkongresses in Schwerin.

Die Bundesrepublik stehe vielleicht vor einer der schwersten Krisen ihrer Geschichte. Die Kanzlerin rief dazu auf, die Bemühungen zu deren Bewältigung "ab und an ein bisschen positiv darzustellen". "Das moderne Leben ist außerordentlich kompliziert", sagte Merkel, deshalb sei Orientierung notwendig. Die Kanzlerin mahnte, zwischen Fakten und Meinung klar zu unterscheiden.

Bis zum Freitag werden sich rund 150 leitende Redakteure, Verleger und Medienwissenschaftler in der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns mit der Zukunft der Zeitungen im Zeitalter von Internet und neuen Medien befassen. Veranstalter sind der Zeitungsverlag Schwerin und die Bundeszentrale für politische Bildung. Der Chefredakteur der Schweriner Volkszeitung, Thomas Schunck, betonte als Gastgeber, dass aktuelle Strukturveränderungen in den Verlagen dazu dienten, die Qualität zu sichern. Mit den Gewerkschaften bestehe in diesem Ziel weitgehend Konsens.

Merkel zeigte sich überzeugt, dass Zeitungen als Informationslieferanten eine wichtige Rolle behalten werden. Vor allem im Lokalen und Regionalen erreichten sie viele Menschen. Doch um auch junge Leute und Migranten als Leser zu gewinnen und im immer härter werdenden Konkurrenzkampf bestehen zu können, sei eine Ergänzung durch Online-Angebote wichtig. Das scheint Merkel auch zunehmend auf die eigene Partei zu beziehen. Die Bundeskanzlerin, die bei der Bundestagswahl im September mit der Union stärkste politische Kraft bleiben will: Spätestens seit dem jüngsten US-Wahlkampf sei bekannt, wie Online-Angebote politische Prozesse prägen können. "Der erste Wahlkämpfer, der dies intensiv genutzt hat, ist Barack Obama gewesen." Obama habe Informationen ganz bewusst zuerst online bekannt gegeben und sich damit unabhängig von Medien gemacht.

Angesichts aktueller Konzentrationstendenzen auf dem Zeitungsmarkt warnte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) vor Abstrichen bei der regionalen Berichterstattung. "Bei allem Verständnis dafür, dass eine Zeitung wirtschaftlich arbeiten muss: Synergien dürfen nicht auf Kosten der Nähe zum Geschehen gehen, Vielfalt und Qualität müssen gesichert bleiben", betonte Sellering. Medien hätten gerade in Krisenzeiten wie jetzt eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung der Gesellschaft. "Demokratie braucht informierte und orientierte Bürger, mehr denn je", sagte der Schweriner Regierungschef. (dpa) / (jk)