Schwedische Suchthelfer: World of Warcraft ist "Kokain der Computerspielewelt"

Eine schwedische Stiftung, die sich um computerspielesüchtige Jugendliche kümmert, bescheinigt dem beliebten Online-Rollenspiel ein hohes Gefahrenpotenzial.

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Von
  • Florian Rötzer

Das Online-Rollenspiel World of Warcraft (WoW), das an die 12 Millionen Spieler in seinen Bann gezogen hat, ist angeblich das gefährlichste Computerspiel. Ein Bericht der Jugendsuchtstiftung Ungdomsvård behauptet sehr drastisch, es handle sich bei dem Produkt der US-Spieleschmiede Blizzard um "das Kokain der Computerspielewelt". Die Stiftung kümmert sich seit 2007 um Jugendliche mit Computerspielesucht und betreibt die Website spelfritt.se ("Game over"), auf der sie Rat bei einschlägigen Problemen anbietet.

Der bislang noch unveröffentlichte Bericht beruht auf Erfahrungen und Gesprächen mit Jugendlichen und Eltern. Fantasy-Online-Abenteuer seien diejenigen Spiele, die am stärksten süchtig machen. Und angeblich ragt hier, wie Sven Rollenhaben von der Stiftung sagt, WoW besonders heraus: "Wir haben mit keinem einzigen Fall von Spielsucht zu tun gehabt, bei dem World of Warcraft nicht eine Rolle gespielt hat."

In Schweden gab es im November 2008 einen aufsehenerregenden Fall: Ein 15-jähriger Junge brach nach zwanzigstündigem World-of-Warcraft-Spielen zusammen. Die Ärzte erklärten, der Kollaps sei durch mangelnde Ernährung, Schlafentzug und durch eine zu lange andauernde erhöhte Konzentration beim Spielen verursacht worden. Schon damals berichtete die Stiftung, dass das Problem der Computerspielesucht zunehme. Immer mehr Menschen, so hieß es, nähmen deshalb Kontakt zu Ungdomsvård auf.

In Schweden gilt Computerspielesucht noch nicht als offizielle Diagnose einer psychischen Störung. Carolina Nordlinder vom Folkhälsoinstitutet (Nationales Volksgesundheitsinstitut) bestätigt, dass es damit wachsende Probleme gebe und die Nachfrage nach Hilfe groß sei. Auch aus andere Studien geht hervor, dass besonders Online-Rollenspiele suchtgefährdend sein können. (fr)