NASA: Doch Space-Shuttle-FlĂĽge nach 2010?
Eigentlich sollte Russland die zeitliche Lücke zwischen der Einmottung der Space-Shuttle-Flotte und dem ersten Flug der neuen Orion-Raumkapsel schließen. Doch seit dem Georgien-Konflikt ist das Verhältnis zwischen Washington und Moskau nachhaltig gestört.
Vor zwei Monaten schien noch alles klar: Insgesamt zehn Mal wollte die US-Raumfahrtbehörde NASA ihre Space-Shuttle-Flotte bis Ende Mai 2010 noch einsetzen, dann sollte das bereits im Jahr 1972 gestartete Raumfähren-Programm beendet werden. Versorgungsflüge zur Internationalen Raumstation (ISS) sollten bis zum ersten Flug der neuen Orion-Kapsel aus dem Constellation-Programm im Jahr 2015 vorrangig bei der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos oder aber bei privaten Raumflugunternehmen gebucht werden.
Doch seit der militärischen Auseinandersetzung zwischen Russland und dem vom Westen unterstützten Georgien sind die lange freundschaftlichen Beziehungen zwischen Washington und Moskau deutlich abgekühlt. Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin unterstellte der US-Regierung zuletzt sogar, den Georgien-Konflikt aus Wahlkampfgründen mit provoziert zu haben. Ziel, so die These Putins, sei es gewesen, dem Kandidaten der Republikaner, John McCain, Vorteile im Kampf um den Einzug ins Weiße Haus zu verschaffen.
Und da auch private Raumflugunternehmen zuletzt mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam machten, hat NASA-Chef Michael Griffin hochrangige Mitarbeiter jetzt aufgefordert, Überlegungen anzustellen, wie das Space-Shuttle-Programm eventuell über das Jahr 2010 hinaus ausgedehnt werden könnte – und das, obwohl Griffin noch im April bei einer Anhörung im US-Senat erklärt hatte, bei einer fünfjährigen Verlängerung des Shuttle-Programms müsse das Risiko eines Totalverlusts bei zwölf Starts einkalkuliert werden.
Zuvor hatte sich Griffin bereits aus finanzieller Sicht gegen weitere Shuttle-Flüge ausgesprochen. Seinen Angaben zufolge würde eine Verlängerung des Shuttle-Flugplans mit zwei ISS-Versorgungsflügen pro Jahr rund vier Milliarden Dollar jährlich verschlingen – immerhin fast ein Viertel des aktuellen NASA-Gesamtbudgets. Und dieses Geld würde unter Umständen dem ambitionierten Constellation-Programm entzogen, in dessen Rahmen die USA in gut einem Jahrzehnt Menschen wieder auf den Mond und später auch zum Mars bringen wollen.
Aber weil in den USA gerade Wahlkampf ist, kann die NASA als Vertreterin US-amerikanischer Ideale und als einer der wichtigsten Arbeitgeber etwa im Bundesstaat Florida ihr Gewicht voll in die Waagschale werfen. Sowohl John McCain als auch Barack Obama mussten sich bereits öffentlich zu den laufenden Projekten der Raumfahrtbehörde bekennen, Obama kündigte sogar eine Aufstockung des NASA-Etats um zwei Milliarden Dollar an, sollte er die Wahl gewinnen. Mit dem Geld ließe sich zumindest ein weiterer Shuttle-Flug finanzieren – ob dieser erfolgreich verläuft, hängt aber unter anderem davon ab, ob die NASA und wichtige Zulieferer den bereits eingeleiteten Ausstieg aus dem Shuttle-Programm noch aufhalten können. (pmz)