Sympathiewerbung mit Quallen

Der Industrie-Automatisierungs-Spezialist Festo wirbt auf der Hannover Messe mit bionischen Quallen.

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Blickfänger: Luftqualle mit bionischem Antrieb

Der Industrie-Automatisierungs-Spezialist Festo wirbt auf der Hannover Messe mit bionischen Quallen. Über dem Stand kreist mehr oder weniger beständig ein mit Helium gefüllter Ballon, der von einem bionischen Antrieb bewegt wird: Ein kleiner Elektromotor dreht ein Kegelrad, das über Stirnräder acht Wellen antreibt, die wiederum die acht Tentakel der Qualle bewegen.

Dabei nutzen sie den sogenannten Fin Ray-Effekt: Die Tentakel bestehen am oberen Ende aus zwei Teilen, die mit Spanten elastisch verbunden sind. Wenn eine dieser Flanken gedrückt wird, wölbt sich die gesamte Struktur gegen die Kraftrichtung – die gesamte Konstruktion wiegt kaum mehr als ein Kilogramm. Gesteuert wird die Luftqualle über Gewichtsverlagerung, indem ein im Inneren der Kugel befestigtes Pendel über Servomotoren ausgelenkt wird.

Die nüchterne technische Beschreibung führt jedoch möglicherweise in die Irre, denn die Bewegungen des Antriebes wirken verblüffend organisch. "Festo macht das, weil wir die Jugendlichen für Technik begeistern wollen", sagt Projektleiter Markus Fischer. "Ein zweiter Grund ist natürlich, dass wir auch unsere Kompetenz demonstrieren wollen. Festo hat lange nur pneumatische Antriebe gebaut. Jetzt kombinieren wir pneumatische und elektrische Antriebe."

In einem Aquarium schwimmen kleinere Verwandte der Luftquallen. Sie haben ein einfaches Schwarmverhalten einprogrammiert: Der Schwarm versucht den vorgegebenen "Lebensraum" mit einer limitierten Anzahl von Ladestationen optimal zu nutzen. Dabei kommunizieren die "Aquajellys" über Infrarotsignale miteinander. Jede Qualle verfügt neben Sensoren auch über über elf Infrarot-Leuchtdioden, die auf einem Ring innerhalb einer Kuppel am Kopf der Qualle angebracht sind. Mit Hilfe eines Drucksensors kann die Qualle zudem die Tiefe messen, in der sie schwimmt.

Das Modell habe vielleicht sogar einen "Übertrag in die Automation", erklärt Fischer. "Mehrere autonome Systeme könnten bei der Produktion zusammenarbeiten und wenn eines ausfällt, würden sie sich umkonfigurieren." Konkrete Szenarien für diese Anwendungen gibt es bislang allerdings noch nicht. (wst)