Cebit

Merkel, Schwarzenegger und Barrett wollen Köpfe nicht hängen lassen

Die Bundeskanzlerin, Kaliforniens Gouverneur und Intels Verwaltungsratschef gaben sich zur Auftaktveranstaltung der CeBIT zuversichtlich. Sie sind sich darin einig, die Wirtschafts- und Finanzkrise als Chance zu nutzen.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel, Intel-Verwaltungsratschef Craig Barrett, Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger und Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer waren sich als Redner der Eröffnungsfeier der Computermesse CeBIT am heutigen Montagabend in Hannover einig: Die derzeitige Krise müsse als Chance genutzt werden. Merkel verwies dabei auf die Erfahrungen der 60 Jahre Bundesrepublik-Geschichte und der 20 Jahre nach dem Mauerfall, Barrett auf seine 35 Jahre im und mit dem Silicon Valley – und Schwarzenegger schaute zurück auf seine Zeit in München, wo er mit 19 Jahren seine Karriere als Bodybuilder in Gang brachte. Doch ergänzte Barrett auch, es sei gerade heute wichtig, zu schauen, wo man hingehe und nicht, wo man herkomme.

Auf der diesjährigen CeBIT waren die Krisenzeichen vorab an den Zahlen zu sehen: Mit 4300 Unternehmen werden rund 1500 weniger auf der Messe vertreten sein als im vergangenen Jahr. Die veranstaltende Messe AG hatte darin das Positive zu sehen versucht und gesagt, es würden sich nur die Unternehmen präsentieren, die zeigen wollten, dass sie robust dastehen und die Rezession schnell meistern wollen. Dies schien auch das gemeinsame Motto der prominenten Redner heute Abend gewesen zu sein. Nicht lamentieren, sondern triumphieren hieß das in den Worten Schwarzeneggers. Merkel deutete auf drei Jahre Investitionspolitik der Bundesregierung hin, die einen Schwerpunkt auf Forschung gelegt habe. Das sei eine gute Basis, um die Krise zu bewältigen.

Als Antwort auf die Forderung Scheers, im Rahmen des Konjunkturpakets nicht nur in "Beton, Glas und Steine", sondern auch in Köpfe zu investieren, sagte Merkel, es werde nicht nur Geld in Gebäude gesteckt. Angesichts des demografischen Wandels sei es wichtig, die jungen Menschen für Naturwissenschaft und Technik zu faszinieren. Auch die Infrastruktur sei wichtig, wie zum Beispiel der Ausbau des Breitbandnetzes, meinte die Kanzlerin. Schließlich habe die Regierung kürzlich ein Programm verabschiedet, durch das bis Ende 2010 überall in Deutschland Breitband-Anschlüsse verfügbar sein sollen. Anders als im 19. und 20. Jahrhundert, als der Staat den Ausbau der Infrastruktur besorgt habe, geschehe dies nun in privater Initiative. Telekom-Chef René Obermann wird im Publikum mit Interesse vernommen haben, wie Merkel erläuterte, dass der Staat aber lenkend eingreifen und Anreize bieten müsse, damit alle Menschen vom Ausbau profitieren.

Craig Barrett nutzte nicht wie die anderen Redner das Pult auf der Bühne, sondern präsentierte sich "frei" und referierte mitunter schlendernd zum CeBIT-Motto "Global Village". In den vergangenen Jahren seien 3 Milliarden Menschen auf der Erde "Mitglieder der freien Wirtschaft", also Kapitalisten geworden, vor allem in Schwellenländern. Erfolgreich zu sein, hänge heute nicht mehr davon ab, wo ein Mensch geboren werde. Früher hätten Westeuropa, Japan und die USA unter ähnlichen Bedingungen miteinander konkurriert. Heute fehle es ihnen an IKT-Fachkräften, erläuterte Barrett. Daher sei es umso wichtiger, in den Ausbau dieser Fähigkeiten zu investieren und das richtige politische und ökonomische Umfeld zu bieten: "Nothing beats smart people with smart ideas." Gute Beispiele seien Finnland, Südkorea und Israel.

Schwarzenegger betonte die besondere Bedeutung der CeBIT "als Olympiade – aber weniger mit Muskeln, sondern mit Krawatten". Im vergangenen Jahr seien auf der Messe 13 Milliarden US-Dollar umgesetzt worden, Geld, das er in der jetzigen Krise, die auch in seinem US-Bundesstaat angekommen ist, gut gebrauchen könnte, wie er in scherzhaftem Neid betonte. Seine frühen Jahre in München seien die wichtigsten in seinem Leben gewesen. Dort habe er Disziplin gelernt, sagte Schwarzenegger am Schluss auf Deutsch. Deutschland sei ein Sprungbrett für seine Erfolge als Mister Universum, Schauspieler und Unternehmer gewesen. Er habe nicht im Traum daran gedacht, einmal als Gouverneur nach Deutschland zurückzukehren. "I'll be back, hasta la vista, baby", sagte Schwarzenegger zu Merkel, nachdem er sich bei ihr für die herzliche Gastfreundschaft bedankt hatte. (anw)