Kabelsalat beim Internet über TV-Kabel

Die Telekom und die Käufer regionaler Kabelgesellschaften wollen unterschiedliche Techniken für den Internet-Zugang per TV-Kabel einsetzen.

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Von
  • Richard Sietmann

Während die Deutsche Telekom Beteiligungen an ihren Breitbandkabelnetzen meistbietend an Finanzinvestoren versilbert, ist hinter den Kulissen der Kampf voll entbrannt, mit welchem Standard die bislang ausschließlich zur Fernsehverteilung genutzten Koaxialkabel zum superschnellen, interaktiven Multimedia-Highway aufgerüstet werden sollen. Zur Auswahl stehen der amerikanische DOCSIS-Standard (Data Over Cable System Interface Specification) und die in Europa entwickelte Norm DVB-RCC (Digital Video Broadcasting Return Channel for Cable).

Die Deutsche Telekom hat sich – noch vor der kommerziellen Verfügbarkeit DVB-RCC-kompatibler Kabelmodems – für die europäische Lösung entschieden. So rüstet die Regionaltochter Berlin/Brandenburg, die dem Vernehmen nach nicht zum Verkauf steht, in einem Pilotprojekt ihr Netz im Zentrum Berlins mit 680.000 angeschlossenen Haushalten rückkanalfähig nach dem DVB-Standard auf. Doch an diese Entscheidung sind die Käufer der anderen Regionalgesellschaften nicht gebunden. "In jedem der bisher abgeschlossenen Verträge ist der jeweilige Investor völlig frei in der Wahl seiner digitalen Technologie", erklärt Hans-Ulrich Wenge, der Geschäftsführer der Kabel Deutschland die Telekom-Verkaufspolitik; "er muss nur sehen, welche Produkte er damit an den Mann bringen kann."

So favorisieren sowohl Callahan Associates International, neuer Eigentümer der KDG-Regionalgesellschaft Nordrhein-Westfalen, als auch die United Pan-Europe Communications (UPC), Favorit beim Verkauf der Netze in Rheinland-Pfalz und im Saarland, den DOCSIS-Standard. Fachleute sehen bereits eine neue deutsche Teilung heraufziehen. "Die Nutzer werden nicht in der Lage sein", befürchtet Robert Fuerst vom Chip-Hersteller Infineon Technologies, "ihr Kabelmodem, das sie im Einzelhandel erworben haben, beim Umzug in einen anderen Netzbereich in die neue Wohnung mitzunehmen". (Richard Sietmann) (jk)