US-Studie: Familienleben vielen Frauen wichtiger als naturwissenschaftliche Karriere

Dass weniger Frauen als Männer in naturwissenschaftlichen Berufen Karriere machen, liegt laut einer US-Studie nicht an mangelnden Fähigkeiten oder Diskriminierung, sondern an der Lebensplanung der Frauen.

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Von
  • Thomas Pany

Zwar gibt es immer mehr Frauen, die sich in den vergangenen Jahren für das Studium naturwissenschaftlicher Fächer entschieden haben, dennoch sind sie gegenüber Männern noch immer in der Minderzahl, wenn es um die Ausübung von Berufen mit naturwissenschaftlichem Hintergrund geht. Eine Studie, die aktuell in der Zeitschrift Psychological Bulletin der US-Psychologenvereinigung erschien, ist der Frage nachgegangen, weshalb Frauen als Akteurinnen in den Naturwissenschaften – und noch viel stärker in den mathematischen Fächern – unterrepräsentiert sind.

Zwischen 1993 und 2003 wurden in den USA über 30 Prozent der Chemie-Doktortitel von Frauen erlangt, dem standen aber nur gut 20 Prozent an Assistentenstellen gegenüber, die an weibliche Kandidaten vergeben wurden. „Biologische“ Gründe scheiden als Ursachen für den kleineren Frauenanteil bei den naturwissenschaftlichen Karrieren aus, so die Autoren der amerikanischen Metastudie, die Zahlen und Materialen anderer Studien und Quellen auswertete. Einhelliges Fazit der meisten Untersuchungen: An mangelnden Fähigkeiten liegt es nicht. Zwar schneiden Männer in Tests des räumlichen Vorstellungsvermögens meist besser ab als Frauen. Aber selbst wenn die mathematischen Fähigkeiten dem Geschlecht zuzuschreiben wären, müsste es heute etwa doppelt so viele Frauen mit Mathematik-Karriere geben als in der Realität, argumentieren die Wissenschaftler der Cornell University.

Mit der Diskriminierung im akademischen Betrieb können die niedrigen Zahlen auch nicht zufriedenstellend erklärt werden. Die Beseitigung diskriminatorischer Hürden scheint kein ausreichendes Mittel, mehr Frauen zu einer Karriere in den Naturwissenschaften zu bewegen. Dass dem so ist, liegt laut Studie offenbar vor allem an der Lebensplanung der Menschen. Mehrere in der Metastudie erfasste Umfragen zeigen, dass den weiblichen Studenten und Doktoranden ihr Familienleben deutlich wichtiger ist als ihren männlichen Kommilitonen. Die Männer widmen ihrem Job bereitwillig mehr Zeit, und ihr persönliches Wohlergehen ist stärker vom Erfolg im Beruf abhängig als bei den Frauen.

Als Hauptgrund, weshalb Frauen nicht nur in mathemathikintensiven Gebieten, sondern generell in Führungspositionen auf vielen Feldern unterrepräsentiert sind, führt Studienleiter Stephen J. Ceci an, dass sich die meisten Frauen für Kinder entscheiden. Die Lebensphase, die für die Karriere am wichtigsten sei, in der zusätzliche Zeit aufzubieten sei, um voranzukommen, falle genau mit jener Phase zusammen, in der Kinder aufgezogen würden. Um diesen Missstand zu beheben, empfehlen die Studienautoren mehr Teilzeit-Stellen. ()