Apples Bilanz: iPhone boomt, iPad stagniert

Alle Augen auf das iPhone: Gleich zwei Neuvorstellungen im Quartal ist ein Novum für Apple. Zumindest auf die Verkaufszahlen hat sich das fördernd ausgewirkt. Doch so langsam ist die Luft raus: Die Gewinne Apples sinken erneut.

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So langsam ist auch bei Apple die Luft raus. Zwar verkaufen sich die glitzernden Gadgets des US-Computerherstellers, vor allem das iPhone, immer noch wie warme Semmeln, was dem Unternehmen hübsche Summen einbringt. Der Umsatz von Apple stieg im vierten Quartal des Geschäftsjahrs um 4 Prozent auf 37,5 Milliarden US-Dollar und lag damit über den Erwartungen der Analysten.

Doch wird die Wachstumskurve bei Apple zunehmend flacher. Das ist nicht die Schuld von Tim Cook, der den Konzern nun seit zwei Jahren führt: Die Zeit des Goldrauschs und der Innovationen auf dem Smartphone-Markt geht zu Ende. Das merkt auch Apple, dessen wichtigstes Produkt das iPhone ist. So fiel denn auch der Nettogewinn im vierten Geschäftsquartal im Vergleich zum Vorjahr wegen höherer Entwicklungs- und Marketingkosten zum dritten Mal in Folge. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum büßte Apple 9 Prozent auf 7,5 Milliarden US-Dollar ein. Der Nettogewinn pro Aktie sank von 8,67 auf 8,26 US-Dollar.

Auch in den Quartalszahlen, die der Konzern am Montagabend nach US-Börsenschluss vorgelegt hat, schauen alle auf das iPhone. Im Berichtszeitraum von Juli bis Ende September hat Apple zwei neue Modelle vorgestellt, ein Novum in der nunmehr sechsjährigen Geschichte des iPhones. Am ersten Wochenende gingen neun Millionen iPhones über den Ladentisch, was den bei Prognosen notorisch vorsichtigen Hersteller dazu veranlasst hat, seine Erwartung für das Quartal ein wenig nach oben zu korrigieren.

Ein bisschen enttäuscht waren Kunden und Analysten vom iPhone 5c, das nicht das Billig-iPhone ist, das viele erwartet hatten. Das bunte iPhone kommt wohl auch nicht so gut an, Apple hat die Produktion drosseln müssen. Die Nachfrage nach dem iPhone 5s ist hingegen gut, Kunden müssen ein paar Wochen auf das neue Gadget warten. Trotzdem: Insgesamt hat Apple im Abschlussquartal seines Geschäftsjahres 33,8 Millionen iPhones verkauft, im vierten Quartal des Vorjahres waren es 26,9 Millionen Stück. Der Smartphone-Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf 19,51 Milliarden US-Dollar. Verkaufszahlen für die unterschiedlichen Modelle nennt Apple nicht.

Die neuen iPads, die Apple in der vergangenen Woche vorgestellt hat, spielen in den Zahlen noch keine Rolle. Von den vorherigen Modellen verkaufte Apple im vierten Quartal allerdings nur 14,1 Millionen Stück, das bewegt sich ungefähr auf dem Niveau des gleichen Vorjahresquartals, als es 14 Millionen Stück waren. Gleichzeitig drückt auf die Marge, dass Apple zunehmend die günstigeren iPad Mini verkauft als den großen Bruder: Der Umsatz mit den iPads ging um im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 6,186 Milliarden US-Dollar zurück.

Von den Macs konnte Apple statt 4,9 nur noch 4,6 Millionen Stück absetzen; hier warteten die Kunden wohl, ähnlich wie beim iPad, auf die neuen Modelle, die Apple vor wenigen Tagen vorstellte. Der Mac-Umsatz sank um 15 Prozent auf 5,624 Milliarden US-Dollar. Und dass Stückzahlen und Umsatz mit den iPod-Musikplayern zurückgingen, wundert angesichts der allgemeinen Nutzung von Smartphone und Tablet als Player wohl niemanden: Apple verkaufte im Schlussquartal 2013 noch 3,498 Millionen Stück, ein Minus von 35 Prozent. Der Umsatz ging um 30 Prozent auf 573 Milllionen US-Dollar zurück. Mit iTunes, Software und Diensten konnte Apple den Umsatz erneut steigern, er kletterte um 22 Prozent auf 4,26 Milliarden US-Dollar.

Zwar lagen die Gewinne und Umsätze über den Erwartungen der Analysten – angesichts erneuten Gewinn-Rückgangs und eines nur mittelmäßigen Ausblicks auf das laufende Quartal, in das das Weihnachtsgeschäft fällt, zeigten sich die Investoren an der Wall Street dann doch nicht gerade begeistert. Zum Beginn des nachbörslichen Handels fiel die Apple-Aktie um mehr als 2 Prozent auf rund 518 US-Dollar. Von einstigen Höchstständen bei über 700 US-Dollar ist das Papier derzeit weit entfernt.

Quartal Umsatz (US-Dollar) Gewinn (US-Dollar)
1/09 * 11.880 Mio. 2.255 Mio.
2/09 * 9.084 Mio. 1.620 Mio.
3/09 * 9.734 Mio. 1.828 Mio.
4/09 * 12.207 Mio. 2.532 Mio.
1/10 15.683 Mio. 3.378 Mio.
2/10 13.499 Mio. 3.074 Mio.
3/10 15.700 Mio. 3.253 Mio.
4/10 20.343 Mio. 4.308 Mio.
1/11 26.741 Mio. 6.004 Mio.
2/11 24.667 Mio. 5.987 Mio.
3/11 28.571 Mio. 7.308 Mio.
4/11 28.270 Mio. 6.623 Mio.
1/12 46.330 Mio. 13.060 Mio.
2/12 39.168 Mio. 11.622 Mio.
3/12 35.023 Mio. 8.824 Mio.
4/12 35.966 Mio. 8.223 Mio.
1/13 54.512 Mio. 13.080 Mio.
2/13 43.603 Mio. 9.547 Mio.
3/13 35.323 Mio. 6.900 Mio.
4/13 37.472 Mio. 7.512 Mio.

* Apple bilanziert seit dem ersten Quartal 2010 nach neuen Buchhaltungsstandards in den USA. Damit werden Einnahmen aus dem Verkauf von iPhone und Apple TV nunmehr vollständig für den Zeitpunkt des Verkaufs verbucht, während sie zuvor über die Lebenszeit der Geräte hinweg auf die Quartale verteilt wurden. Die Angaben zu den Ergebnissen der Vorquartale wurden nach der neuen Bilanzierungsmethode errechnet und weichen entsprechend von den ursprünglich veröffentlichten Zahlen ab. (vbr)