Software ersetzt Test-User
Forscher der Universität Osnabrück haben eine Software entwickelt, die Webseiten so wahrnimmt wie ein menschlicher Tester.
Forscher der Universität Osnabrück haben eine Software entwickelt, die Webseiten so wahrnimmt wie ein menschlicher Tester. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 05/08 (seit dem 17.4. am Kiosk oder hier portokostenfrei online zu bestellen).
Johannes Steger und Kollegen haben mit Goodgaze eine Software geschaffen, mit der Entwickler ihre Webprojekte ohne aufwendige Laboruntersuchungen optimieren können. Wer die Webadresse seiner Seite an den Goodgaze-Server schickt, bekommt als Antwort drei verschiedene Darstellungen: Auf der sogenannten Wahrnehmungskarte ist die Webseite von mehr oder weniger dichten Wolken überlagert. Die Lücken in diesen Wolken zeigen an, welche Bereiche Nutzer in den ersten Sekunden wahrnehmen würden. Bei der Aufmerksamkeitskarte sind alle Elemente, die potenziell Blicke anziehen, rot eingefärbt. Bei der Darstellung der Fixationspunkte schließlich ist die Webseite von einem Zickzackmuster überlagert, das die Blicksprünge eines Betrachters darstellt.
Diese Darstellungen basieren allerdings nicht auf Versuchen mit realen Personen, sondern auf Algorithmen. Im eigenen Aufmerksamkeitslabor untersuchen die Osnabrücker Forscher schon seit Jahren, wie Menschen auf visuelle Reize reagieren. Dazu zeichnen sie Blickverläufe auf, messen Gehirnströme und schauen dem Hirn mittels funktioneller Magnetresonanztomografie bei der Arbeit zu. Aus solchen Daten haben sie Regeln extrahiert, mit denen sich die Aufmerksamkeit vorhersagen lässt.
An die hundert solcher Regeln habe man bisher gefunden, sagt Projektleiter Johannes Steger – bezogen auf einfache Faktoren wie Kontraste, Farben oder Symmetrien, aber auch auf abstraktere Konzepte. In etwa zwei Monaten soll Goodgaze in den Regelbetrieb gehen. Ein Preismodell steht noch nicht fest. (wst)