Bakterien bekämpfen Bakterien

Forscher haben ein neues Antibiotikum gewonnen, das helfen könnte, die wachsende Zahl resistenter Krankheitskeime zu bekämpfen.

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MIT-Forscher haben ein neues Antibiotikum gewonnen, das helfen könnte, die wachsende Zahl resistenter Krankheitskeime zu bekämpfen. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 05/08 (seit dem 17.4. am Kiosk oder hier online portokostenfrei zu bestellen).

Noch ist allerdings nicht klar, ob die Rhodostreptomycin genannte Substanz auch für den klinischen Einsatz geeignet ist. Doch erste Tests haben bereits gezeigt, dass sie zumindest unter Laborbedingungen eine ganze Reihe von Bakterien töten kann. So zum Beispiel Helicobacter pylori, ein häufiger Verursacher von Magengeschwüren, der in der extrem unwirtlichen, stark sauren Umgebung der Magensäure überlebt.

Den ersten Hinweis darauf, dass auch scheinbar harmlose Bakterien die Fähigkeit haben, solch hochwirksame Antibiotika herzustellen, entdeckten die Forscher um Lessard und seinen Kollegen Kazuhiko Kurosawa, als sie das Genom von Rhodococcus aetherivorans sequenzierten: Der Mikroorganismus besitzt offenbar eine Reihe von Genen für Enzyme, die auch bei der Herstellung von Antibiotika eine Rolle spielen. Dennoch produzierten weder diese noch verwandte Bakterien im Labor Antibiotika – bis die Forscher beschlossen, sie gleichsam zu provozieren und mit einem Konkurrenten, dem Bakterium Streptomyces padanus, zusammenzubringen. Dieser produziert selbst ein gegen mehrere Bakterien wirksames Antibiotikum. Doch in einer gemischten Kultur schaffte es einer der in Bedrängnis gebrachten Rhodococcus-Vertreter – Rhodococcus fascians –, die gesamte Streptomyces-Konkurrenz auszulöschen.

In Europa ziehen sich laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten jährlich rund drei Millionen Menschen Krankenhaus-Infektionen zu, etwa 50000 von ihnen sterben daran. Auslöser sind häufig Bakterien wie die gefürchteten Staphylococcus-aureus-Stämme, die meist gegen mehrere oder gar alle normalen Antibiotika resistent sind (siehe TR 4/07). (wst)