Neue Entwicklungsschmiede fĂĽr paralleles Programmieren
Zusammen mit der Stanford University wollen AMD, Intel, Nvidia sowie die Systemhäuser Sun, HP und IBM das Pervasive Parallelism Lab gründen, das neue Möglichkeiten zur parallelen Programmierung erforschen soll.
- Andreas Stiller
Auf dem Markt bekämpfen sie sich bis aufs Messer, aber auf dem Campus arbeiten sie friedlich zusammen: die Chiphersteller AMD, Intel und Nvidia sowie die Systemhäuser Sun, HP und IBM. Zusammen mit der Stanford University wollen sie am Freitag das Pervasive Parallelism Lab ins Leben rufen. Unter der Leitung des Stanford-Professors Kunle Olukotun soll das Lab mit einem Haushalt von sechs Millionen Dollar für zunächst drei Jahre neue Wege suchen, um die komplexe parallele Programmierung erheblich zu vereinfachen: neue Betriebssysteme, Compiler, Prozessor-Strukturen. Olukotun hat darin schon viel Erfahrung, zuvor hatte er mit seinem Hydra-Projekt Multiprozessortechnik auf einem Chip entwickelt, die in Suns Niagara-Prozessor eingeflossen ist.
Die Wissenschaftler stehen – mal wieder – in fruchtbarer Konkurrenz zu ihren Kollegen von der University of California in Berkeley, die in Zusammenarbeit mit University of Illinois schon im vorigen Monat eine ähnliche Allianz mit Intel und Microsoft melden konnten: das Universal Parallel Computing Research Center. Der Ansatz der Wissenschaftler in Berkeley unter Leitung von David Patterson ist dabei etwas anders: Sie haben das Problem der parallelen Programmierung in sieben Klassen aufgeteilt, die jede auf ihre eigene Art gelöst werden soll.
Beide Unis sind seit Jahrzehnten geprägt von den herausragenden Computerwissenschaftlern John Hennessy in Stanford – der jetzige Präsident der Uni – sowie David Patterson in Berkeley. Beide haben zusammen die wohl bedeutendsten Grundlagenwerke über Computerarchitekturen geschrieben ("Computer Architecture: A Quantitative Approach" sowie "Computer, Organization & Design"). Hennessy hatte einst MIPS mitgegründet, Patterson lieferte die Grundlagen zur SPARC-Architektur, die später dann von Sun (was wiederum ein Spinoff der Stanford University ist) aufgegriffen wurde.
Heute arbeiten beide intensiv an parallelen Strukturen. Einen schönen Überblick über gemeinsame und getrennte Wege gibt das Interview mit Hennessy und Patterson wieder (zum Teil auch als MP3), gehalten vom neuen Pervasive-Parallelism-Lab-Chef Kunle Olukotun vor etwas über einem Jahr. (as)