iPhone: Hacker schaffen App-Store-Konkurrenten

Bislang kann nur Apple offiziell eigene Programme für sein Smartphone verkaufen. Die Entwickler des Cydia-Projekts wollen das nun ändern.

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Auch die iPhone-Hacker wollen vom App-Store-Boom profitieren. Trotz aller "out of the box"-Bequemlichkeit des Software-Shops für iPhone und iPod-Touch findet die sogenannte Jailbreaking-Szene immer noch viele Anhänger. Jeder, der sein iPhone anders betreiben will, als es Apple vorgesehen hat oder wirklich tief in die Software des Geräts einsteigen möchte, verschafft sich per Jailbreak mindestens uneingeschränkten Zugriff auf das Dateisystem. Besonders beliebt zum Aufspielen von Software nach dem Jailbreaking ist die Software Cydia. Deren Macher haben nun Besonderes vor: Sie wollen demnächst einen eigenen Programmladen in Konkurrenz zum App Store eröffnen.

Jay Freeman, der unter anderem die Videorecorderanwendung Cycorder geschrieben hat, die Apple über seinen App Store nicht zulassen würde, will den Cydia Store nach dem Muster des Originals aufbauen. Die in Sachen Hardware-Nutzung "völlig freien" Programmierer sollen für den Vertrieb nicht mehr zahlen als bei Apple, sagte Freeman dem Wall Street Journal. Der iPhone-Hersteller behält 30 Prozent der Umsätze ein. Ganz klein ist der Markt nicht: Laut dem Jailbreaking-Experten sollen über 1,7 Millionen Handys Cydia-Software installiert haben. Freeman rechnet mit Hunderten von Anwendungen, die über offizielle Kanäle derzeit nicht erhältlich sind. Sie verwenden unter anderem Eigenschaften des iPhones, die im offiziellen Apple-Entwicklerkit nicht enthalten sind.

Apple kämpft in den USA unterdessen weiter darum, in einem Streit mit der Netzbürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) die Oberhand zu behalten, den die Cydia-Macher besonders gespannt beobachten. Die EFF will von der US-Urheberrechtsaufsicht Copyright Office offiziell feststellen lassen, dass das Jailbreaking beim iPhone nicht unter den Digital Millennium Copyright Act fällt, der unter anderem das Umgehen von Kopierschutzmaßnahmen verbietet. Dabei unterstützt werden die Netzbürgerrechtler unter anderem vom Mozilla-Projekt. "Es ist gut, wenn die Nutzer eine Auswahl haben. Auswahl sollte nicht kriminalisiert werden", kommentierte Chef John Lilly, der schon früher herbe Kritik an Apple geübt hatte, weil fremde Browser wie Mozillas Firefox auf dem iPhone nach wie vor verboten sind.

Apple wiederum will das Jailbreaking für illegal erklären lassen. In einer Stellungnahme (PDF-Datei) an das Copyright Office hieß es, man sehe darin eine Verletzung seiner Urheberrechte, außerdem werde auf diese Weise die stabile Plattform des Handys gefährdet. Tatsächlich blüht in der Jailbreaking-Szene inzwischen auch der Vertrieb von Raubkopien, wie einige iPhone-Programmierer feststellen mussten. Die kommen zumeist direkt aus dem App Store und werden dann mit einer Spezialsoftware geknackt.

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(Ben Schwan) / (vbr)