Open-Source-Rakete soll Freiwilligen ins All bringen

Copenhagen Suborbitals will in fünf Jahren mit einer selbst gebauten Rakete einen bemannten Suborbitalflug unternehmen. Der Plan klingt wagemutig. Aber die Raketen-Hacker setzen ganz auf Sicherheit.

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Die Gruppe Copenhagen Suborbitals will in fünf Jahren mit einer selbst gebauten Rakete einen bemannten Suborbitalflug unternehmen. Der Plan klingt - vorsichtig ausgedrückt - sehr wagemutig. Aber die Raketen-Hacker setzen ganz auf Sicherheit, betonen Sie im Gespräch mit Technology Review. In der aktuellen Ausgabe von Technology Review beschreibt Christoph Seidler, wie die Raketen-Hacker die Raumfahrt demokratisieren wollen.

Kristian von Bengtson – ausgebildeter Architekt mit einem Abschluss der International Space University in Straßburg und NASA-Erfahrung - und sein Partner, der Ingenieur Peter Madsen gründeten die Initiative Copenhagen Suborbitals 2008. Hinter dem Projekt stehen aktuell gut 40 Enthusiasten, die dafür meist ihre Freizeit opfern.

Auf Refshaleøen, einer Insel im Hafen der dänischen Hauptstadt Kopenhagen arbeiten sie an einer mit Ethanol und Flüssigsauerstoff angetriebene Rakete und einer Kapsel. Die Plänewollen sie komplett im Internet veröffentlichen. Die Technik entspricht etwa den Mercury/Redstone-Raketen, mit denen die Astronauten Alan Shepard und Gus Grissom im Frühjahr und Sommer 1961 zum unteren Rand des Alls flogen.

Vier Starts gab es bisher, zuletzt in diesem Sommer eine 4,5 Meter lange Rakete namens Saphire, die acht Kilometer hoch in den Himmel stieg. Im kommenden Sommer soll eine unbemannte, 80 Kilogramm schwere Kapsel schon 80 Kilometer Höhe oder mehr erreichen. Vier unbemannte Testläufe in einem 28 Quadratkilometer großen, vom dänischen Militär abgesperrten Seegebiet vor der Insel Bornholm soll es anschließend noch geben. Dann, in etwa fünf Jahren, will sich Madsen zu seinem 15-minütigen Flug an den unteren Rand des Weltalls aufmachen.

„Wir machen hier nichts Verrücktes“, erklärt Madsen gegenüber Technology Review. Die Raketen-Hacker setzen, und darauf legen sie Wert, auf Sicherheit mit mehrfach redundant ausgelegten Systemen. Manchmal scheiden daher scheinbar einfache Lösungen nach einem fehlgeschlagenen Test aus: So war es beim allerersten Startversuch am 5. September 2010. Damals sollte ein handelsüblicher Föhn ein Ventil für flüssigen Sauerstoff wärmen. Doch wegen eines fehlerhaften elektrischen Kontakts versagte der Haartrockner. Die Rakete blieb am Boden, und der Föhn musste einem professionellen Heizsystem weichen. „Wir fliegen erst dann bemannt, wenn wir das für sicher halten“, betont Madsen. „Niemand drängt uns.“

(wst)