Crowdsourcing gegen Netzsperren

Ein Projekt der Harvard University will mit Hilfe von Nutzern aus aller Welt ein Echtzeitabbild von Internet-Zensur schaffen.

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Internet-Zensur kommt weltweit aus unterschiedlichen Gründen vor, doch die genauen Dimensionen des Problems ließen sich bislang nur schwer dokumentieren. Ein neues Online-Projekt namens Herdict, das an der Harvard Law School entstanden ist, versucht nun seit Ende Februar der Sache durch die Mithilfe von Nutzern auf den Grund zu gehen. Per Crowdsourcing in aller Welt soll ein Echtzeitbild aktueller Netzblockaden entstehen, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

"Wir hoffen, eine ständig aktualisierte und zunehmend feinere Karte von Internet-Sperren auf der ganzen Welt erstellen zu können – und zwar live", erläutert Jonathan Zittrain, Juraprofessor an der Fakultät und Mitbegründer des renommierten Berkman Center for Internet and Society. Es gehe dabei nicht nur darum, dass Regierungen, die unliebsame Inhalte loswerden wollten, Websites blockierten, sondern auch um Firmen, die das Netz ihrer Angestellten filterten. Erfassen wolle das Projekt außerdem Content-Löschungen aus anderen Gründen, etwa wegen möglicher Urheberrechtsverletzungen.

Herdict ist derzeit allerdings nur dafür vorgesehen, anzuzeigen, dass ein Angebot blockiert ist – warum das geschieht, wird nicht ermittelt. So lässt sich auch nicht feststellen, ob ein Zugriffsproblem tatsächlich mit Zensur zu tun hat, durch den Filter eines Internet-Providers hervorgerufen wurde oder es an Server- und Leitungsstörungen lag. Die Forscher gehen aber davon aus, dass sich entsprechende Rückschlüsse durch die Beobachtung langfristiger Trends ziehen lassen. Außerdem können Herdict-Teilnehmer Kommentare hinterlassen.

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(bsc)