Studie: Gewaltspiele haben wenig Einfluss auf Jugendgewalt

Eine kriminologische Verlaufsuntersuchung der Universität Bielefeld sieht die Gründe für die Gewalttätigkeit von Jugendlichen eher im sozialen Umfeld.

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Von
  • Sven Hansen

Seit sechs Jahren begleitet ein Forschungsteam der Universität Bielefeld 3400 Duisburgerinnen und Duisburger, die beim Eintritt in die Studie 13 Jahre alt waren und jährlich zum Thema Kriminalität und Gewalt befragt wurden. "In der Jugendphase sind leichte und mittlere Straftaten nicht ungewöhnlich. Bei den meisten Jugendlichen geht es um das Ausprobieren von Grenzen und sie lernen dadurch die Geltung von Regeln und Normen", so Prof. Dr. Jost Reinecke, Soziologe an der Universität Bielefeld. Nach einem steilen Anstieg gegen Ende des Kindesalters geht die Zahl der Straftaten nach den Ergebnissen der Untersuchung bereits im 15. Lebensjahr wieder deutlich zurück. "Der allergrößte Teil der Jugendkriminalität regelt sich aufgrund von angemessenen Reaktionen in den Familien und Schulen von selbst", so die Wissenschaftler.

Einen Problemgruppe stellen jedoch die jugendlichen Intensivtäter mit fünf oder mehr Gewaltdelikten pro Jahr dar -- immerhin 5 Prozent der Befragten. "Gewaltsame und gleichgültige Erziehungsmethoden führen zur Befürwortung und unter Umständen zur Anwendung von Gewalt", so Reinecke. Einen direkten Zusammenhang zwischen Gewaltspielen und eigener Gewaltausübung ließ sich nicht feststellen. "Der Inhalt der meisten Gewaltspiele, insbesondere der Ego-Shooter, ist Besorgnis erregend. Auch, dass vor allem Jungen aller Schulformen einen großen Teil ihrer Zeit mit solchen Spielen verbringen." Die allermeisten Spieler könnten jedoch zwischen realer und virtueller Welt sicher unterscheiden.

Siehe dazu auch den Online-Artikel in c't-Hintergrund zur bisherigen Berichterstattung über die Diskussion um das Jugendmedienschutzrecht, Gewaltspiele, Verbotsforderungen und Beschränkungen für Jugendliche bei Spielen:

(sha)