Wachsende Probleme mit Raubkopien fürs iPhone

Das Kopierschutzformat von Apples App Store gilt als geknackt. Entwickler bauen deshalb vermehrt eigene Schutzroutinen in ihre Software ein.

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Ende Januar wurde bekannt, dass Apples Rechtemanagement für Anwendungen aus seinem Software-Laden App Store geknackt ist. Kopierwillige können seither jedes gekaufte Programm für iPhone und iPod touch mit einer Spezialsoftware behandeln und damit den Schutz entfernen. Die geklauten Produkte lassen sich anschließend frei vertreiben. Zur Nutzung reicht ein Gerät, das vorher per Jailbreak zur Ausführung jedweden Programmcodes behandelt wurde. Apple hat sich bislang zu dem Problem nicht geäußert, auch am Kopierschutz änderte sich nichts. Er scheint so angelegt zu sein, dass er nicht auf individuelle Programme abgestimmt ist.

Gecrackte iPhone-Anwendungen gab es zwar schon länger, doch das massenhafte Kopieren ist ein neues Phänomen. Erste Programmierer klagen bereits über Umsatzeinbußen; besonders Spiele werden gerne illegal weitergereicht. Aus diesem Grund haben Entwickler nun damit begonnen, eigene Schutzroutinen in ihre Programme zu integrieren. Marco Arment, Entwickler der bekannten Anwendung Instapaper, hält das technisch für sehr einfach: "Man kann beispielsweise die IDs der iPhones, die Raubkopien einer Anwendung laufen lassen, in eine schwarze Liste aufnehmen, die dann Updates verweigert." Da jedes iPhone eine eindeutige Nummer trägt, stellt die Realisierung keine größere Schwierigkeit dar.

Ben Chatelain, Entwickler der Internet-Anwendung Full Screen Web Browser, baute in die neueste Version eine Abfrage ein, die prüfen kann, ob für die Software nicht bezahlt wurde. Das waren immerhin 10 Prozent. Ist eine Raubkopie festgestellt, meldet sich die Software nach zehn Starts mit der Bitte, sie offiziell zu kaufen. Ansonsten ist nur noch ein Schließen möglich. Chatelain zufolge konnte er von 39 Raubkopierern immerhin fünf bekehren. Das könnte auch daran liegen, dass er einen Hinweis auf sein einjähriges Baby in die Bitte aufgenommen hat. "Sie helfen mir dabei, es zu ernähren."

Das iPhone-Softwarehaus Ripdev hat unterdessen erkannt, dass man mit dem Phänomen der iPhone-Raubkopien womöglich auch Geld verdienen kann. Mit Kali hat die Firma eine Codebibliothek entwickelt, die jeder iPhone-Programmierer mit wenig Aufwand in seine Anwendung aufnehmen kann. Zur Nutzung wird allerdings eine Einrichtungsgebühr von mindestens 100 Dollar und eine Quartalszahlung vom beim Entwickler ankommenden Umsatz zwischen 5 und 1 Prozent fällig. Steckt Kali in einer Software, sollen Raubkopien verlässlich erkannt und automatisch beendet werden können. Dabei halte man sich streng an Apples Programmiervorgaben. Laut Ripdev liegt die Kopierrate bei einigen Anwendungen bereits im mittleren zweistelligen Prozentbereich. (Ben Schwan) / (jk)