Diskussion über Gewalt-Computerspiele nach Amoklauf von Winnenden

Nach dem gestrigen Amoklauf eines 17-Jährigen werden erste Forderungen nach einem Verbot von gewalthaltigen Spielen laut. Auf dem Computer des Täters ist laut Polizeiangaben das Spiel "Counter-Strike" gefunden worden.

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Nach dem gestrigen Amoklauf des 17-jährigen Tim K. im baden-württembergischen Winnenden liegen Erkenntnisse vor, dass der Täter in den vergangenen Monaten viel Zeit mit Gewalt-Computerspielen verbracht hat. Das hat Klaus Hinderer, Sprecher der Polizei in Waiblingen heute laut dpa bestätigt. Derzeit würden die Daten auf dem Computer des Täters ausgewertet, darauf sei bereits das Spiel Counter-Strike gefunden worden. Schon im Verlauf des gestrigen Tages flammten wie schon nach dem Amoklauf eines 19-Jährigen in Erfurt vor knapp sieben Jahren die Diskussionen um gewalthaltige Computerspiele wieder auf.

Der Präsident der Deutschen Stiftung für Verbrechensbekämpfung Hans-Dieter Schwind fordert laut einem Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung ein totales Verbot von Computer-Gewaltspielen sowie eine weitere Verschärfung des Waffenrechts. Der Kriminologe meint, dass der 17-Jährige auf der Flucht noch weiter um sich geschossen habe, sei ein Verhalten, das Jugendliche auch in Spielen wie Counter-Strike oder Crysis lernen könnten. Medieneinflüsse seien zwar keine vorrangigen Faktoren, sie begünstigten aber solche Gewalttaten.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann hat nun seine im vorigen Jahr geäußerte Forderung nach einem Verbot so genannter Killerspiele erneuert. Gegenüber dem Radiosender Bayern 2 sagte er, es müsse generell klar gesagt werden, dass Spiele erhältlich seien, die offenkundig gerade bei jungen Menschen Hemmschwellen herabsetzten. Der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach warnt vor einer einseitigen Debatte über das Waffenrecht. Die Themen schulpsychologische Arbeit und Gewaltprävention seien mindestens genauso wichtig wie das Thema Waffenrecht, sagte er dem Hamburger Abendblatt. Eine politische Diskussion über das Waffenrecht wie nach dem Amoklauf von Erfurt will der CDU-Politiker vermeiden. Im internationalen Vergleich gebe es in Deutschland strenge Vorschriften.

K. hatte gestern gegen 9.30 Uhr die Albertville-Realschule in Winnenden betreten und dort neun Schüler und drei Lehrerinnen erschossen. K. hat nach Angaben von Ralf Michelfelder, Polizeichef in Waiblingen, in der Schule mindestens 60 Schüsse abgefeuert, bevor er vor der Polizei flüchtete. Auf der Flucht tötete er drei weitere Menschen und nach jüngsten Erkenntnissen schließlich sich selbst. Mittlerweile ermittelt die Polizei gegen den Vater des Täters, der eine seiner Waffen und Munition nicht vorschriftsmäßig verschlossen haben soll.

Siehe dazu auch in Telepolis:

Siehe zur Diskussion um Killerspiele auch den Online-Artikel in c't-Hintergrund zur bisherigen Berichterstattung über die Diskussion um das Jugendmedienschutzrecht, Gewaltspiele, Verbotsforderungen und Beschränkungen für Jugendliche bei Spielen:

(anw)