DevOps in Unternehmen etablieren

In der Informationstechnik entstehen am Übergang zwischen Anwendungsentwicklung und IT-Betrieb Reibungsverluste. Agile Softwareentwicklung trifft auf einen IT-Betrieb, der auf Stabilität und kontinuierliche Verfügbarkeit ausgerichtet ist. Das führt bei Problemen leicht zu wechselseitigen Schuldzuweisungen. DevOps setzt dagegen auf eine gemeinsame, ganzheitliche Ergebnisverantwortung.

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Von
  • Jürgen Rühling
Inhaltsverzeichnis

In der Informationstechnik entstehen am Übergang zwischen Anwendungsentwicklung und IT-Betrieb Reibungsverluste. Agile Softwareentwicklung trifft auf einen IT-Betrieb, der auf Stabilität und kontinuierliche Verfügbarkeit ausgerichtet ist. Das führt bei Problemen leicht zu wechselseitigen Schuldzuweisungen. DevOps setzt dagegen auf eine gemeinsame, ganzheitliche Ergebnisverantwortung.

Ziel von DevOps ist es, die Bruchstellen zwischen Anwendungsentwicklung und IT-Betrieb dauerhaft in der Unternehmenspraxis zu überwinden. Der Begriff – aus "Dev" für Anwendungsentwicklung (Development) und "Ops" für IT-Betrieb (Operations) zusammengesetzt – steht für das Zusammenrücken der beiden Bereiche mit dem ziel, dass diese neue Organisation Software schneller und fehlerfreier erstellen und verfügbar machen kann. DevOps ist dabei im ersten Schritt ein organisatorisches Thema: Um die Vorteile des Konzepts zu realisieren, müssen IT-Verantwortliche die Strukturen und Verantwortungen anpassen. Ein dreistufiger Ansatz hilft dabei, das Konzept in Unternehmen einzuführen.

Patrick Debois wird Ende Oktober 2009 kaum geahnt haben, wie sehr die von ihm mitorganisierten DevOps Days die IT-Welt innerhalb weniger Jahre verändern werden. Als Consultant saß Debois in Projekten häufig zwischen den Stühlen von Anwendungsentwicklung und IT-Betrieb. Er war davon überzeugt, dass es kooperativere und damit auch effektivere Wege der Zusammenarbeit zwischen diesen Abteilungen geben müsse. Und die Zeit war reif für einen neuen Ansatz: Nur wenige Monate zuvor hatten John Allspaw und Paul Hammond in ihrer bekannten Velocity-Präsentation "10 + Deploys Per Day: Dev & Ops Cooperation at Flickr" ein großes rotes Herz mit der Aufschrift "Dev and Ops" gezeigt. Der Beginn einer großen Liebe?

Um diese Idee weiterzuentwickeln, lud Debois Interessierte nach Gent in Belgien ein. Diese diskutierten die Vorträge und Workshops im Anschluss an die Veranstaltung online unter dem Hashtag #devops weiter. Unter diesem Namen sollte das Konzept dann auch bekannt werden. Endgültig zum Durchbruch verhalf die Gartner Group dem Thema. Gartner prognostizierte im März 2011, dass sich DevOps bis zur Mitte des Jahrzehnts zur Mainstream-Managementtechnik entwickeln werde. Die wegen ihrer Vorhersagen häufig gescholtenen Analysten scheinen recht zu behalten.

Wenn auch in einem technischen Umfeld angesiedelt, ist DevOps im ersten Schritt kein Technologiethema. Es ist eine Philosophie, ein Konzept einer von gegenseitigem Aufgabenverständnis und Akzeptanz geprägten, organisationsübergreifenden Zusammenarbeit von Anwendungsentwicklung und IT-Betrieb. Erst im zweiten Schritt sollten Unternehmen technische Umsetzungen betrachten. Diese helfen dabei, die Ideen von DevOps in die Unternehmenspraxis umzusetzen. Konfigurationswerkzeuge wie Chef oder Puppet entfalten ihre ganze Wirkung nur in einem geeigneten organisatorischen Umfeld. Verwirklichen lässt sich das DevOps-Leitbild nur durch engagierte IT-Experten, die eingefahrene Denkstrukturen überwinden und eine verfahrene Situation verbessern wollen.