Rechnerbedienung an der Waffe

Ein US-Unternehmen hat einen Sensorhandschuh entwickelt, mit dem Soldaten tragbare Computer auch während eines Kampfeinsatzes nutzen können.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 126 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Einige US-Soldaten, etwa im Irak, sind bereits mit tragbaren Computersystemen ausgerüstet. Ineffiziente Eingabesysteme begrenzen ihre Benutzbarkeit allerdings sehr – nur in gesicherten Bereichen wie Armeeposten oder Militärfahrzeugen, wo die Nutzer ihre Waffe ablegen können, sind sie gefahrlos einsetzbar. RallyPoint, ein Start-up aus dem amerikanischen Cambridge, hat nun einen mit Sensoren ausgestatteten Handschuh entwickelt, mit dem die Soldaten unter anderem digitales Kartenmaterial und Kommunikationsfunktionen nutzen können. Dabei können sie ihr Gewehr weiterhin in der Hand behalten, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Für Soldaten, die sowieso viel Ausrüstung mit sich herumtragen, kann die Benutzung elektronischer Systeme, die sich am Körper befinden, ein echtes logistisches Problem werden, meint Forrest Liau, Präsident und Mitbegründer von RallyPoint. "Wir wollten ein Gerät schaffen, das all die notwendigen Komponenten besitzt und trotzdem eine Kampfbereitschaft gewährleistet." Das US-Armeezentrum Natick Soldier Systems Center hat inzwischen einen Vertrag mit RallyPoint geschlossen und testet derzeit Prototyp-Modelle des Handschuhs.

Die Idee hinter der so genannten "Handwear Computer Input Device" (HCID) ist nicht völlig neu. Forscher am MIT, an der University of Toronto und am Georgia Institute of Technology haben bereits an Systemen gearbeitet, die Hand- und Armbewegungen mit Hilfe von Beschleunigungsmessern, Kreiselsensoren und anderen High-Tech-Detektoren erkennen können. Die meisten dieser Experimentalgeräte arbeiteten jedoch noch nicht verlässlich und seien nicht robust genug, wie Gerd Kortuem, Experte zum Thema an der Lancaster University in England, meint.

Ein typisches tragbares Computersystem für Soldaten besteht aus einem Display am Helm und einer Hardware, die die Soldaten um ihren Bauch tragen. RallyPoint hat seinen Handschuh nun so entwickelt, dass Soldaten auch andere Objekte greifen können, etwa Waffen oder ein Lenkrad – und gleichzeitig dennoch elektronische Systeme bedienen können. Der Handschuh besitzt dazu vier eigens entwickelte Knopfsensoren, die in die Fingerstücke eingenäht sind. Sensoren in den Spitzen von Mittel- und Ringfinger aktivieren den Funkkontakt mit der Basis oder anderen Soldaten, jeder Finger schaltet einen anderen Kanal. Ein weiterer Sensor im unteren Bereich des Zeigefingers schaltet zwischen mehreren Grundmodi um – von der Kartenansicht zum Mausmodus beispielsweise. In der Kartenansicht wird der vierte Sensor, der sich am kleinen Finger befindet, zum Zoomen in der Karte verwendet, im Mausmodus dient er als Auslöseknopf. Außerdem kann das System Handzeichen erkennen und sie dann auf den Bildschirm anderer Soldaten senden.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)