Software-Entwickler umgeht App-Store-Verbot

Podcaster, eine von Apple zurückgewiesene iPhone-Anwendung, wird nun mit Hilfe des so genannten Ad-Hoc-Verfahrens vertrieben, das eigentlich für Lehre und Betatests gedacht war.

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Nach der Blockade der iPhone-Anwendung Podcaster durch Apple nutzt der Autor der Software nun eine alternative Vertriebsmethode, die eigentlich für Betatests und Hochschulen gedacht ist. Der unter dem Pseudonym "Almerica" auftretende Entwickler vertreibt seine Anwendung nun über die so genannte "Ad-Hoc-Distribution", mit der bis zu 100 Kopien eines Programms an ausgewählte iPhones verteilt werden können. Dazu schickt ein Interessent seine Gerätenummer, die so genannte UDID, und eine Paypal-Spende in Höhe von knapp 10 Dollar an den Entwickler. Die Verteilung der Software erfolgt dann über eine Google-Code-Seite mit personalisierten Links. Im Laufe des vergangenen Wochenendes wurden so über 1100 Kopien der Software vertrieben, schreibt der Internet-Experte Niall Kennedy in seinem Blog.

Die Ad-Hoc-Methode dient eigentlich dazu, Betatests oder Programmiervorhaben im Klassenraum zu erleichtern: Apple macht es mit Hilfe eines Entwicklerzertifikats möglich, bis zu 100 Kopien einer Anwendung zu signieren. Diese wird dann mit Hilfe zweier Dateien, die über die UDID in der Entwicklungsumgebung Xcode personalisiert werden, auf die Endgeräte der Nutzer gebracht. Dies erfolgt wie bei anderen iPhone-Anwendungen auch über die Jukebox-Software iTunes, nur dass man in diesem Fall einen Download auszuführen hat. Almerica umging das 100-Nutzer-Limit, indem er Podcaster in gleich 12 verschiedenen, leicht abgeänderten Varianten vertrieb. Auf diese Art lassen sich also offenbar potenziell deutlich mehr Kopien vertreiben, als von Apple eigentlich vorgesehen.

Der Computerkonzern hatte Podcaster zuvor offiziell zurückgewiesen, weil die Anwendung eine Funktion des Podcast-Bereichs in iTunes "dupliziere". Das hatte für viel Kritik in der iPhone-Entwicklerszene gesorgt. Neben Podcaster waren bereits mehrere andere Anwendungen zurückgewiesen oder später gesperrt worden. Noch hat Apple auf die Vertriebsaktion nicht reagiert. Der Konzern könnte das Zertifikat des Entwicklers ungültig machen und die Ad-Hoc-Distribution damit unterbinden. Apple kontrolliert die iPhone- und iPod-touch-Umgebung bislang streng: Alle Anwendungen sind kryptographisch signiert und können auch aus der Ferne deaktiviert werden, wie Steve Jobs in einem Interview einräumte. Sinn dieses "Kill Switches" sei der Schutz vor zu spät erkannter Malware. "Hoffentlich müssen wir diesen Schalter nie einsetzen." (bsc)