Britische Provider schrauben an ihren Pornofiltern

Weil die auf Druck der Regierung eingeführten Systeme nicht nur Pornos nicht zuverlässig filtern, sondern auch die Angebote von Aufklärern und Seelsorgern blockieren, wird nun nachgebessert.

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Die von der Regierung geforderten Porno-Filter britischer Internetanbieter sorgen weiter für Unmut. Netzbetreiber O2 habe seinen Filter bereits nachbessern müssen, nachdem er auch den Zugang zu Seiten von Wohltätigkeitsorganisationen blockiert hatte, berichtet die Tageszeitung The Independent. Zuvor hatten sich zahlreiche Nutzer beschwert, dass der Filter völlig harmlose Webseiten blockiert. Auch andere Provider haben Probleme mit den erst kürzlich eingeführten Porno-Filtern.

Auf Druck der britischen Regierung haben die Zugangsanbieter Systeme installiert, mit denen pornografische, aber auch gewaltverherrlichende oder propagandistische Inhalte gefiltert werden können – theoretisch. Denn in der Praxis hat sich in den vergangenen Tagen gezeigt, dass die Filter nicht nur zahlreiche harmlose Inhalte blockieren – darunter auch die Seite der Abgeordneten Claire Perry, die die Filter stets befürwortet hat – sondern zudem eine ganze Menge Porno durchlassen. Kritiker hatten genau davor stets gewarnt.

Die britische Regierung unter Premierminister David Cameron hatte die Einrichtung der Filter durch steten Druck auf die Provider erzwungen. Ab 2014 sollen die Filter bei Neuanschlüssen grundsätzlich aktiviert sein. Kunden, die den Filter ausgeschaltet haben möchten, müssen das bei ihrem Zugangsanbieter veranlassen. Im Laufe des nächsten Jahres sollen sich dann auch Bestandskunden für oder gegen den Filter entscheiden. Der CSU-Politiker Norbert Geis, der dem Bundestag mittlerweile nicht mehr angehört, hatte im August ein ähnliches Modell auch für Deutschland vorgeschlagen.

O2 hat inzwischen die fälschlich gefilterten Angebote von Telefonseelsorgern wie "ChildLine" oder "Samaritans" sowie weitere Seiten auf eine Whitelist gesetzt, berichtet der Independent weiter. Zudem überarbeitet das Unternehmen seinen URL-Checker, mit dem Seitenbetreiber überprüfen können, ob ihre Angebote bei O2 auf dem Index stehen. Unterdessen üben die Nutzer Gegenwehr: Für den Chrome-Browser gibt es bereits eine Erweiterung, die den Porno über einen Proxy zurückbringen soll. Sie heißt "Go away Cameron". (vbr)