Kernel-Log – Was 3.13 bringt (5): Grafiktreiber

Der Grafiktreiber für Radeon-Grafikkarten erhielt einen ganzen Schwung Verbesserungen, die die 3D-Performance neuerer Karten drastisch verbessern. Intels Grafiktreiber unterstützt jetzt HDMI-Sterero-3D.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Am zweiten Januar-Wochenende will Linus Torvalds die achte Vorabversion von Linux 3.13 veröffentlichen. Sofern nicht noch größere Fehler auftauchen, soll es der letzte RC werden, sodass Linux 3.13 vermutlich eine Woche später und somit am Wochenende 18/19. Januar erscheinen dürfte.

Torvalds integriert in diesem Stadium der Entwicklung nur noch kleinere Änderungen. Die folgenden Beschreibungen der Änderungen an Treibern kann daher schon jetzt die Kernel-Log-Mini-Serie "Was 3.13 bringt" beenden. Die vier ersten Teile der Serie hatten sich mit den Neuerungen beschäftigt, die 3.13 in den Bereichen Dateisysteme und Storage, Netzwerk, Infrastruktur und Treibern bringt.

Bei den meisten modernen Radeon-Grafikkernen verwendet der Kernel jetzt standardmäßig Dynamic Power Management (DPM) (1, 2, 3, 4, 5, 6). Diese Radeon-spezifische Stromspartechnik kann die Leistungsaufnahme erheblich reduzieren und wird seit 3.11 unterstützt, musste aber bislang über den Bootparameter radeon.dpm=1 manuell aktiviert werden. Bei Sea-Islands-GPUs und anderen noch sehr jungen Radeon-Chips bleibt das bis 3.14 aber noch so. Der HDMI-Audio-Support ist jetzt ebenfalls standardmäßig aktiv und beherrscht nun auch Multi-Channel Audio. Der Treiber spricht jetzt die neuen Hawaii-Grafikkerne an, die auf den derzeit schnellsten Radeon-Grafikkarten stecken (u. a. 1, 2, 3, 4). Ferner kann der Kernel jetzt den Zweitgrafikchip von Hybridgrafik-Notebooks mit Radeon-GPU deaktivieren und so unnötigen Stromverbrauch unterbinden.

Kurz nach Freigabe des RC6 hat Torvalds noch eine kleine Änderung integriert, die die 3D-Performance moderner Radeon-Karten vervielfacht. Die Änderung beseitigt einen Fehler in dem von AMD-Mitarbeitern vorangetriebenen Radeon-Treiber, durch den dieser bei GPUs der Serien Southern Island und deren Nachfolgern nur die Render Backends der ersten Shader Engine aktiviert hat. Durch den Patch aktiviert der Treiber jetzt alle verfügbaren Recheneinheiten der GPUs, die bei der Radeon 7750 und vielen neueren Modellen im Einsatz sind. Auf der Radeon 7790 (Bonaire), mit der der Entwickler den Patch getestet hat, stieg die Framerate im Spiel "Sanctuary" von mageren 15 auf satte 90 Bilder pro Sekunde. In einem Kurztest konnten wir ähnlich große Steigerungen in verschiedenen Spielen messen: In Unigine Valley 1.0 etwa stieg die Bildrate von zirka 3 auf 13 bis 19 Bilder pro Sekunde (je nach Szene); das Testsystem nutzte eine Auflösung von 2560 × 1440 und Entwicklerversionen von Linux 3.13, Mesa 10.1 und LLVM 3.5.

Der Intel-Grafiktreiber bietet jetzt Grundlagen zur Ansteuerung von 3D-Bildschirmen via HDMI. Zudem unterstützt er auch die GPU der Broadwell-Prozessoren, die Intel in einigen Monaten einführen will; der Support für diese Chips gilt aber noch als experimentell und muss explizit eingeschaltet werden (u. a. 1, 2). Auch der im Entwicklerzweig von Mesa 3D enthaltene 3D-Treiber unterstützt den Grafikkern, daher sollte auch die nächste größere Überarbeitung von Mesa 3D, die in zirka zwei bis drei Monaten erscheinen soll, Broadwell-GPUs ansprechen können. Über eine neue Kernel-Konfigurations-Option lässt sich die Unterstützung für eine Framebuffer-Konsole im Intel-Treiber deaktivieren; er macht damit einen weiteren der Schritt hin zum Systemstart ohne Flackern des Bildes. Einige weitere Änderungen am Intel-Treiber listet dessen Betreuer in einem Blog-Eintrag.

Der Nouveau-Treiber aktiviert jetzt standardmäßig die automatische Lüfterregelung. Unterstützt wird jetzt auch der GK208, den unter anderem die GeForce-GT-Modelle 630, 635 und 640 verwenden. Die Nouveau-Entwickler haben zudem größere Umbauten vorgenommen, um mittelfristig die Performance-Messinfrastruktur, das Wechseln der Taktfrequenzen und das Powermanagement von Nvidias Grafikchips besser zu unterstützen (u. a. 1, 2, 3, 4).

Der Treiber für Nvidias SoCs der Tegra-Reihe bietet jetzt Schnittstellen, über die Userspace-Treiber die 3D-Beschleunigung nutzen können. Der Kernel bringt jetzt einen Grafiktreiber für den LCD-Controller mit, den Marvells SoCs der Armada-510-Serie enthalten. Einige weitere Änderungen an den Grafiktreibern des Linux-Kernels listet der Haupt-Git-Merge für dieses Subsystem.