Estland erhält NATO-Excellence-Center für Cyber Defense

Die NATO richtet in der estnischen Hauptstadt Tallinn ein Forschungszentrum für Cyber-Angriffe ein. Spezialisten sollen dort unter anderem Strategien für die Abwehr von Angriffen auf Computernetze von NATO-Mitgliedern entwickeln.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 31 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die NATO richtet in der estnischen Hauptstadt Tallinn ein Forschungszentrum für Cyber-Angriffe ein. Vertreter des nördlichsten Landes im Baltikum, das seit 1999 dem westlichen Militärbündnis angehört, sowie weiterer sechs NATO-Länder unterzeichneten am heutigen Mittwoch in Brüssel ein entsprechendes Abkommen. Im "Center of Excellence Cyber Defense" von Tallinn sollen sich künftig gut zwei Dutzend Spezialisten der Erforschung und dem Training elektronischer Kriegsführung widmen. Im Mittelpunkt steht dabei die Abwehr von Angriffen auf Computernetze von NATO-Mitgliedern. Bei den Staaten, die sich zur Mitarbeit in dem Zentrum in Tallinn verpflichten, handelt es sich um Deutschland, Italien, Spanien, die Slowakei, Litauen und Lettland.

Estland, das seinen Bürgern kostenlosen Zugang zum Internet garantiert und ein Vorreiter bei der Umsetzung von E-Government-Anwendungen ist, hatte sich bereits im Jahr 2004 als Standort eines Cyber-Defense-Zentrums der NATO ins Gespräch gebracht. Verstärkt wurden die Bestrebungen im vergangenen Jahr, als das Land Ziel von massiven Computerangriffen war. Während eines Konflikts mit Moskau um ein Denkmal für Soldaten der Roten Armee in der einstigen Sowjetrepublik wurde die IT-Infrastruktur des Landes durch groß angelegte DDoS-Attacken weitgehend lahmgelegt. Die estnische Regierung beschuldigte zunächst die russische Regierung als Drahtzieher, konnte eine direkte Beteiligung Moskaus allerdings nie belegen. Später wurde bekannt, dass die Angriffe von weltweiten Bot-Netzen ausgingen.

Center of Excellence der NATO sind nicht in die Kommandostruktur des Militärbündnisses eingebunden, sondern erfüllen vor allem beratende Aufgaben. So wurde beispielsweise im Jahr 2005 in der türkischen Hauptstadt Ankara ein "Center of Excellence Defense Against Terrorism" eingerichtet, das sich der Entwicklung von Strategien im Kampf gegen den internationalen Terrorismus widmet. Die Bundesregierung gibt im Haushaltsplan 2008 (PDF-Datei) einen Finanzmittelbedarf von 822.530 Euro für das Zentrum in Ankara an, von dem Deutschland 3,4 Prozent (28.000 Euro) trägt. Für das Cyber-Defense-Zentrum in Tallinn wurden von deutscher Seite zunächst 30.000 Euro eingeplant, doch dürfte dieser Betrag nach der heutigen Entscheidung deutlich steigen. (pmz)