c't-Onlinetalk: Vom kaputten Internet, notwendigen Kämpfen und glücklichen Netz-Aktivisten

Analyse und Hintergrund zu Netz-Ereignissen: Im c't-Onlinetalk auf DRadio Wissen am Samstag, den 16.11.2013 ab 11 Uhr beschäftigen uns "die digitale Kränkung des Menschen" und die Konsequenzen des NSA-Skandals für die Netz-Euphorie.

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Von
  • Jürgen Kuri

"Auf in den aussichtslosen Kampf: Der Kampf gegen die Totalüberwachung ist so aussichtslos wie notwendig. Und jedes Schrittchen zählt." Sascha Lobo formuliert die Konsequenzen aus der "digitalen Kränkung des Menschen" als Abwandlung der ständigen Revolte von Camus, die auch den im Absurden Gefangenen zum glücklichen Menschen macht: "Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen."

Der NSA-Skandal hat tatsächlich alles geändert. Plötzlich wird klar, dass Verschwörungstheorien über totale Kontrolle auf der einen und die theoretischen Überlegungen über die technischen Möglichkeiten zur Überwachung einen ganz realen Hintergrund haben. Aber stimmt es, dass das Internet kaputt ist, die Idee der digitalen Vernetzung aber nicht? Grundsätzlich bleibt natürlich anzumerken: Es gibt wohl keine Technik, auch nicht das Internet, deren Dual-Use-Charakter nicht ihren Einsatz sowohl zu positiven wie negativen Zwecken möglich machte.

Wir diskutieren nicht erst seit heute über den tiefen Staat, in dem Geheimdienste und Kontrollorganisationen die Macht übernehmen, ohne dass der Bürger Einflussmöglichkeiten hätte. Und die Wandlung des Rechtssaats zum Präventionsstaat, die mit der Vorratstadenspeicherung ihre deutlichste Ausprägung bislang fand, setzt alle Bürger erst einmal unter Verdacht und setzt die zugehörigen Überwachungsmechanismen in staatliche Funktionen um.

Das Internet aber wird viel zu schnell sowohl von Netz-Euphorikern, aber auch von grundlegenden Netz-Kritikern wie Evgeny Morozov als totalitäre Entität begriffen wird, die grundsätzlich gut oder grundsätzlich böse ist (eine reine Ideologie, um die Menschen dumm zu machen, um Morozov einmal polemisch zusammenzufassen). Die Debatte über die Netzpolitik-Debatte aber beispielsweise krankte daran schon immer: An den großen Worten, die vor allem eine romantische Vorstellung von Politik reproduzierten, meint etwa Jürgen Kuri in einer ersten Antwort auf Sascha Lobos Abgesang auf das Internet as we know it.

"Die bisherige Form der Netzbegeisterung hat sich aber als defekt erwiesen, weil sie von falschen Voraussetzungen ausgegangen ist. Nach dieser Kränkung muss ein neuer Internetoptimismus entwickelt werden", hält Sascha Lobo immerhin fest. Die Frage bleibt, worin dieser, außer im Kampf gegen Gipfel, denn bestehen könnte.

Dies diskutieren im c't-Onlinetalk am Samstag, den 18. Januar, ab 11 Uhr in DRadio Wissen:

(jk)