Computerspielen gehört die Zukunft

Danny Hillis auf der Game Developers Conference ĂĽber die Zukunft des Entertainment und die Verschmelzung von Mensch und Maschine.

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Von
  • Florian Rötzer

Nach den Herausforderungen, die Bill Gates mit seiner "Zukunftsmaschine" in Form der bisher nur als Vaporware existierenden X-Box den Spiele-Entwicklern an den Horizont gemalt hat, und nach Diskussionen über Gewalt in Computerspielen flößte "das Genie" unter den Digerati, Danny Hillis, den Game Developern zum Ausklang ihres Branchenmeetings in San Jose am Samstag Abend Balsam auf die aufgewühlten Seelen: "Ihr seid eine Kraft, die die Welt formt", gab der Pionier des Parallel Computing und langjährige Disney-Berater der flippigen Community mit auf dem Weg in die Zukunft des Entertainment.

Das Phänomen des Spiels ist für Hillis eine "kulturelle Universalie". Spielen sei auch kein reiner Selbstzweck, sondern habe immer "mit Lernen zu tun". Hillis lamentierte, dass die Debatte übers Lernen immer nur an Schulen festgemacht werde. Dabei handle es sich beim Absitzen des Unterrichts doch um die "am wenigsten wichtige und interessante Form des Lernens", bei der die Aufnahmerate bei Kindern auf wenige "Bits" gedrosselt werde. Bei Videospielen wie Nintendos Pokemon entwickelten die Kids dagegen schier unendliche neue Fähigkeiten.

Den Spieleprogrammierern schreibt Hillis deswegen eine große, die Wirklichkeit der Computergeneration formende Macht zu: "Ihr baut die sich im Unterbewusstsein ansiedelnden Blöcke, aus denen Kinder ihre Welt konstruieren." Film und Fernsehen verlieren für Hillis dagegen an wirklichkeitsprägender Kraft, da sie nicht vergleichbare Möglichkeiten zur Interaktion bieten. Bald werde sowieso mit dem Siegeszug des Internet jedes Gerät über die Möglichkeit zur Interaktion verfügt: "Jede Zapfsäule wird mit dir spielen", glaubt Hillis, der seit längerem das "Internet in jedem Türgriff" prognostiziert. Tragbare und vernetzte Spielekonsolen seien nur ein Anfang, die Zukunft würde Implantaten gehören, auch wenn sie heute noch umstritten seien. "Gibt es erst einmal neuronale Hardware, die dreidimensionale Visualisierungen erlaubt und unser Gedächtnis erweitert, dann werden die Menschen das einfach machen." (Stefan Krempl)

Mehr in Telepolis: "Eine Kraft, die die Welt formt". Fast gleichzeitig mit dem technischen Optimismus von Hillis über eine verspielte Zukunft warnt übrigens einer seiner Computergurukollegen, Bill Joy von Sun Microsystems, vor den unkontrollierbaren Risiken der neuen Technologien wie Gentechnik, Nanotechnologie und Robotik, wenn sich selbst replizierende biologische oder mechanische Lebewesen los gelassen werden: Die Zukunft der Menschheit ist gefährdet. (fr)