Microsoft: Erfolg dank Businesskunden

Dank der Spielkonsole Xbox und den Surface-Tablets konnte Microsoft zuletzt den Umsatz mit Verbrauchern steigern. Wirklich Geld verdient Microsoft aber mit Software, insbesondere im Businessbereich.

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83 Prozent Bruttomarge (das heißt nur 17 Prozent vom Umsatz fallen für die Herstellungskosten ab) weisen Microsofts Zahlen für das zweite Quartal des Geschäftsjahres (bis Ende Dezember 2013) aus, wenn man nur das Businesskunden-Segment betrachtet. Bei Softwarelizenzen für Businesskunden sind es sogar 93 Prozent (7 Prozent reine Herstellungskosten). Hinzu kommt, dass sich der Weltmarkt für Business-PCs besser entwickelt, als von Microsoft erwartet, und dass der Support für Windows XP ausläuft. Beides hat positiven Einfluss auf das Businessgeschäft Microsoft.

Die Bruttomarge von 49 Prozent im Segment "Hardware und Verbraucher" ist keineswegs zu verspotten. Aber nicht nur nimmt sie sich im Vergleich zum Businesssegment mager aus. Auch im zeitlichen Abstand ist die Optik bescheiden. Vor einem Jahr lag diese Marge noch bei rund 65 Prozent.

Bei den Softwarelizenzen schneidet zwar auch das Verbrauchergeschäft mit einer Bruttomarge von 92 Prozent hervorragend ab. Aber Verbraucherlizenzen sind die Einzige jener fünf Sparten, in denen Microsoft seine Finanzergebnisse neuerdings veröffentlicht, deren Umsatz rückläufig ist.

Der scheidende Konzernchef Steve Ballmer bei der Vorstellung von Office 2013

(Bild: dpa, Microsoft dpa)

Darin spiegeln sich zwei Trends wider: Einerseits ist die Nachfrage nach Privat-PC weiterhin mau, insbesondere außerhalb der Industrienationen. Das sorgt nicht nur für einen Rückgang beim Absatz von Windows-OEM-Lizenzen, sondern auch beim Verkauf von Office-Lizenzen. Letzterer ist im zweiten Quartal gegenüber dem selben Vorjahreszeitraum um 24 Prozent eingebrochen.

Zieht man davon jene Kunden ab, die auf Office 365 aus der Cloud umgestiegen sind und nun einen monatlichen Obulus entrichten, bleibt immer noch ein Rückgang von acht Prozent. Und damit sind wir schon beim zweiten Trend: Dem Zug zur Wolke.

Davon versprechen sich die Microsoft-Manager viel, sowohl bei Verbrauchern, als auch bei Geschäftskunden. Bislang ist diese Bruttomarge noch gering, sie steigt aber rasch. Microsoft muss gegenwärtig noch namhafte Summen in den Aufbau der erforderlichen Rechenzentren stecken, und dabei lernen, wie man sie so effizient betreibt, wie Google oder Amazon es können. Langfristig aber erwartet Finanzchefin Amy Hood, dass aus der Wolke mehr Geld regnet, als das bisherige Lizenzgeschäft eingebracht hat. Und das ist mit über 90 Prozent Marge ja nicht schlecht beieinander.

Xbox und Surface sind hingegen finanzieller Ballast, zumindest auf den ersten Blick. Jede Xbox One hat beim Verkauf eine negative Gewinnspanne, was auch so geplant war. Dieser Verkauf hat aber eine Schuhlöffelfunktion: Steht die Spielkonsole einmal im Zimmer, möchte Microsoft mit Spielen, Mitgliedschaften für Xbox Live und anderen Dienstleistungen Profit machen.

Dass auch die hauseigenen Tablets Verluste bringen, wurmt Microsoft etwas. "Wissen Sie, als wir Surface vor einem Jahr herausgebracht haben, war unser Ziel, ein Produkt zu kreieren, das zeigt, was passieren kann, wenn man Innovationen in Hardware, bei Dienstleistungen und bei der Software schafft", sagte Hood am Donnerstagabend in einer Telefonkonferenz mit Finanzanalysten. Die Ironie war nicht freiwillig.

"Und wie Sie wissen, haben wir viel gelernt auf dieser Reise. Und wir müssen noch mehr bedeutsamen Fortschritt schaffen", fügte Hood hinzu. Das war ein verblümtes Eingeständnis, dass die Sache nicht so gelaufen ist, wie geplant.

Eigentlich wollte der fragestellende Finanzanalyst wissen, ab welcher Produktionsmenge Surface Gewinn abwerfen kann. Eine Antwort erhielt er nicht. Hood schalmeite von wunderbaren Fortschritten bei der zweiten Surface-Generation und dem Ziel, Geld zu verdienen, "während wir die Produktlinie weiterentwickeln." Wieder einmal gelten die drei I: Irgendwo, Irgendwann, Inschallah.

Nicht beschenkt und trotzdem glücklich gemacht.

(Bild: Microsoft)

Aber so schlimm ist das gar nicht. Erstens könnte Microsoft es sich auch leisten, diese Geräte zu verschenken. Zweitens geht die Strategie mit Xbox Live allem Anschein nach auf; der Umsatz mit Einzeltransaktionen ist um mehr als ein Viertel gestiegen. Drittens lernt Microsoft viel über die Nutzer der eigenen Geräte und schiebt ihnen gleichzeitig eine Suchmaschine unter die Nase.

Welch' Zufall, dass es die hauseigene ist. Microsoft gibt an, dass der weltweite Umsatz mit Werbung im Umfeld von Suchergebnissen im zweiten Quartal um 34 Prozent gestiegen ist. (mho)