Neue Computer müssen ab Juli etwas sparsamer sein

Eine EU-Richtlinie setzt die schon vor Jahren diskutierten Grenzwerte für den Energieverbrauch von Desktop-PCs, Notebooks und Servern ab Juli 2014 durch und verlangt effiziente Netzteile.

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Die Europäische Union verschärft die Vorschriften für neu verkaufte Computer ab 1. Juli 2014, und zwar ähnlich wie bereits im Oktober 2012 diskutiert: Für festgelegte Nutzungsszenarien und in Abhängigkeit von der konkreten Hardware-Ausstattung gelten dann gewisse Grenzwerte für den jährlichen Energieverbrauch.

Daraus lassen sich Werte für die Leistungsaufnahme im Leerlauf und im Standby-Betrieb ableiten. Außerdem schreibt die EU-Verordnung Nr. 617/2013 (PDF-Datei) zur Ökodesign-Richtlinie den Einbau von ATX-Netzteilen vor, die mindestens etwa die Vorgaben des Logos "80 Plus Bronze" einhalten. Auch Notebook-Netzteile müssen je nach Belastung bestimmte Wirkungsgrade erreichen. Zum 1. Januar 2016 werden einige der Grenzwerte weiter verschärft.

Die Verordnungen zur Ökodesign-Richtlinie basieren auf Voruntersuchungen und politischen Entscheidungen mit dem Ziel, die Klimaschutz-Verpflichtungen der EU zu erreichen. Wegen der Ratifizierung der Ökodesign-Richtlinie in Deutschland sind die zugehörigen Verordnungen hierzulande bindend. Zu den umstrittenen Verordnungen gehören die für Glühlampen und Staubsauger. Der heutige BMU-Staatssekretär Flasbarth will damit etwa auch wechselbare Smartphone-Akkus erzwingen.

In Bezug auf Notebooks, Desktop-Rechner und Server waren die bisher diskutierten Grenzwerte mit gängiger Technik leicht erreichbar. Es ist aber möglich, dass spezielle Konfigurationen und alte Konstruktionen nicht mehr zulässig sind und in der EU dann nicht mehr verkauft werden dürfen.

EU-Verordnung Nr. 617/2013: Grenzwerte

(Bild: EU)

Für gängige Rechnertypen lautet das EU-Szenario, dass sie während 40 Prozent der 8760 Stunden eines Jahres laufen, und zwar im Leerlauf (On/Idle, ruhender Desktop) – das entspricht ungefähr einer Betriebsdauer von 9,5 Stunden täglich, ohne Rücksicht auf Urlaubstage und Wochenenden. 5 Prozent der Zeit verbringen die Rechner im Modus "Energie sparen", also ACPI S3 oder S4, und die restlichen 55 Prozent im vermeintlich abgeschalteten Zustand (Soft-off, ACPI S5).

Nimmt man Werte von 1 und 2,5 Watt für ACPI S5 und S3 an, dann dürfte ein einfach ausgestatteter Desktop-Rechner immerhin 36 Watt im Leerlauf schlucken, ohne den rechnerischen Jahres-Grenzwert von 133 Kilowattstunden (kWh) zu reißen. Ein besser ausgestatteter Kategorie-B-PC mit Dual-Core-CPU, Onboard-Grafik und mehr als 2 GByte RAM dürfte bereits 43 Watt im Leerlauf ziehen, weitere Aufschläge gibt es für mehr CPU-Kerne und Grafikkarten.

Tatsächlich lassen sich schon jetzt auch drastisch sparsamere Rechner bauen, etwa Mini-PCs mit sparsamen Mobilprozessoren: Die kommen mit weniger als 10 Watt im Leerlauf aus. Das ist der EU-Kommission bekannt, weshalb sie unverbindliche Referenzwerte für die derzeit sparsamsten Konfigurationen im Anhang IV der Verordnung nennt. (ciw)