Nintendo veröffenlicht Taschenkonsole DSi

Die DSi löst die bisherige DS Lite ab und bringt neben zwei VGA-Kameras einen eigenen Download-Shop zum Laden von Mini-Spielen mit.

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Nintendo hat heute in Europa mit dem Verkauf seiner neuen Taschenkonsole DSi begonnen. Der Nachfolger der DS Lite wird für 170 Euro angeboten und ist damit rund 30 Euro teurer geworden. Für den Aufpreis bringt die DSi zwei Kameras mit VGA-Auflösung (640×480), eine Musik-Software zum Abspielen und Verfremden von AAC-Dateien, eine verbesserte WLAN-Anbindung mit WPA2-Verschlüsselung und einen Einschub für SDHC-Speicherkarten mit. Der Slot für GBA-Spiele ist derweil entfallen.

Mit der DSi eröffnet nun auch Nintendo einen Online-Shop für mobile Download-Spiele.

(Bild: Nintendo)

Wie bereits zuvor berichtet, leuchten die beiden Displays auf der höchsten von fünf Helligkeitsstufen etwas heller als beim DS Lite. Die Akku-Laufzeit verringert sich dabei jedoch von zuvor fünf auf etwa vier Stunden. In der zweithellsten Einstellung hält der Akku derweil sechs Stunden durch. Weil bei der Wiedergabe von AAC-Dateien (MP3-Dateien lassen sich beispielsweise mit iTunes leicht rekodieren) stets eine Effekt-Software aktiv bleibt, mit der man die Abspielgeschwindigkeit und Tonhöhe verändern kann, spielt die DSi Musikdateien mit einem relativ hohen Klirrfaktor ab und ist als Musikplayer daher nur eingeschränkt zu empfehlen. Die WPA2-Verschlüsselung für WLAN-Verbindungen kann zwar für den kostenlos herunterladbaren Web-Browser (Opera 9.50, ohne Flash-Player), nicht aber für DS-Spielmodule genutzt werden, da diese eine eigene WLAN-Verbindungssoftware mitbringen und nur die unsichere WEP-Verschlüsselung unterstützen.

Angeblich hat Nintendo die Taktfrequenz des ARM-Prozessors von 66 auf 133 MHz und den RAM-Speicher von 4 auf 16 MByte erhöht. Eine offizielle Bestätigung von Nitendo gibt es dazu jedoch nicht. Die höhere Rechenleistung macht sich bei DS-Spielen nicht bemerkbar. Einzig der Webbrowser, der zuvor als Modul für die DS Lite erhältlich war, läuft deutlich flüssiger als zuvor. Nintendo hat jedoch auf der Game Developers Conference in San Francisco angekündigt, dass es zukünftig Hybrid-Module für die DS Lite/DSi geben werde, die einige Zusatzfunkten der DSi nutzen, etwa das Gesicht des Spielers mit der Kamera fotografieren und das Bild auf eine Spielfigur kleben. Reine DSi-Spiele, die nicht auf der DS Lite laufen, gibt es vorerst aber nur im neu eröffneten DSi-Download-Shop, der direkt von der Taschenkonsole aus angesteuert werden kann.

Über eine vierstellige Geheimzahl können Eltern die DSi mit einer Altersbeschränkung versehen, die den Start des Web-Browsers, der Picto-Chat-Software, den Austausch von Foto- und Nutzer-Daten, den Download von DS-Demos, die Einlösung neuer DSi-Punkte und den Start von DSi-Download-Software einschränkt. Das grundsätzliche Betreten des Dowload-Shops lässt sich nicht beschränken, ebenso wie der Start von DS-Spielmodulen. Die Altersgrenzen entsprechen denen der USK (ohne Beschränkung, ab 6, ab 12, ab 16 und ab 18). Alle Download-Spiele des DSi-Shop tragen dementsprechend eine USK-Einstufung.

Hat man eine WLAN-Verbindung aufgebaut und eine neue Firmware erfolgreich heruntergeladen und installiert, kann man Kontakt zum Shop aufnehmen. Zum Start stehen im DSi-Shop fünf Spiele und der kostenlose Web-Browser zum Download bereit. Wöchentlich sollen neue Spiele hinzu kommen. In Japan sind seit Weihnachten rund 40 Titel erschienen. Die Spiele kosten 2 oder 5 Euro, später sollen auch Titel für 8 Euro angeboten werden. Bezahlt wird mit DSi-Points, die per Prepaid- oder Kreditkarte (Mastercard oder Visa) gekauft werden können. Zur Begrüßung erhalten alle Käufer, die sich erstmalig bis zum 5. Oktober anmelden, 1000 DSi-Points, die einem Gegenwert von 10 Euro entsprechen. Die Prepaid-Karten sind zur Wii kompatibel. Besitzer beider Systeme können ihre Punkte jedoch nicht zwischen den Geräten austauschen, sondern müssen sich entscheiden, ob sie dem Wii- oder DSi-Konto gutgeschrieben werden sollen.

Nintendo legt einzig für den Club Nintendo ein Nutzerkonto an, mit dem Spieler Rabatt-Punkte für DS- und Wii-Spiele sammeln können, wenn sie ihre Spiele registrieren und einige Marketing-Fragen beantworten. Anders als etwa beim Apple iPhone/iPod touch oder Sonys PSP verknüpft Nintendo die DSi-Points und die heruntergeladene Software direkt mit der Konsole. Der Nutzer hat wie schon bei der Wii keinerlei Möglichkeit, sein Konto mit seiner bisher erworbenen Software auf ein anderes Gerät zu übertragen. Geht die DSi verloren oder wird sie geklaut, sind auch alle dort gespeicherten Spiele und die restlichen DSi-Punkte weg. Laut Nintendo sei es in Einzelfällen möglich, die Kontodaten vom Hersteller auf ein Ersatzsystem übertragen zu lassen. Dazu muss der Anwender entweder die defekte Hardware einschicken oder einen Diebstahl zweifelsfrei nachweisen. Die Spiele können zwar auf die SDHC-Karte kopiert werden, sie lassen sich aber nur auf das Original-System wieder zurückspielen und nur von dem internen Speicher aus starten. Der dortige Speicherplatz von 256 MByte enspricht 1000 Speicherblöcken. Kleine Spiele nehmen 10 bis 20, größere Titel 70 bis 100 Speicherblöcke in Anspruch.

Prominentester Starttitel ist "Wario Ware: Snapped", eine kleine Minispielsammlung für 5 Euro, die der Anwender nur mittels Kopf- und Handbewegungen vor der Kamera steuert. Die insgesamt 15 Minispiele (plus 5 für zwei Spieler) dauern jeweils nur wenige Sekunden. Dabei wird der Spieler von der Konsole gefilmt und kann sich anschließend in einer kurzen Comic-Geschichte oder einem Zeitraffer-Film bewundern. Der Spaß währt nur kurz, und am meisten freuen sich wahrscheinlich Zuschauer, die den Spieler bei seinen komischen Verrenkungen beobachten.

Mehr spielerische Substanz haben die beiden Puzzle-Spiele "Aquite" und "Code" aus der Art-Style-Serie, die ebenfalls für 5 Euro angeboten werden. Bei Aquite müssen innerhalb eines langen Bandes Ketten mit drei gleichen Symbolen gebildet werden, indem man von der Seite Blöcke mit jeweils zwei oder vier Symbolen verschiebt. Code ist eine knifflige Mathe-Version von Tetris, die schnelles Kopfrechnen erfordert. Der Spieler muss Ziffern so verschieben, dass er senkrecht oder waagerecht die Summe 10 bilden kann. Dabei lassen sich die Ziffern auch horizontal oder vertikal spiegeln, sodass aus einer 2 eine 5 wird, was die Sache äußerst komplex macht.

Für 2 Euro werden schließlich die beiden Minispiele "Papierflieger" und "Pyoro" angeboten, die zuvor bereits als Zusatzspiele in der Wario-Ware-Sammlung verkauft wurden. In Papierflieger steuert man einen eben solchen durch ein Labyrinth. In Pyoro muss ein Frosch mit seiner langen Zunge herabfallendes Obst abfangen. Beide Titel bieten selbst zu dem niedrigen Preis nur sehr eingeschränkten Spielspaß und sind daher nicht zu empfehlen. (hag)