Credit-Suisse-Analyse: YouTube fährt 470 Millionen Dollar Verlust ein

Während die deutsche GEMA dem Videoportal-Betreiber YouTube vorwirft, Geld auf Kosten der Urheber zu verdienen, geht der Finanzdienstleister Credit Suisse von einem YouTube-Verlust in Höhe von fast einer halben Milliarde Dollar allein in diesem Jahr aus.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der beim Schweizer Finanzdienstleister Credit Suisse für den Medien- und Internetbereich zuständige Analyst Spencer Wang erwartet auch für das laufende Jahr hohe Verluste beim Betrieb der populären Video-Website YouTube. Zwar werde YouTube seine Werbeeinahmen im Jahr 2009 voraussichtlich um 20 Prozent steigern können, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine Mitteilung von Credit Suisse, doch reichten die Einnahmen von 240,9 Millionen US-Dollar bei weitem nicht aus, um die Ausgaben des Dienstes zu decken.

Allein die Traffic-Kosten des Videoportals beziffert Wang für dieses Jahr auf 360,4 Millionen Dollar. Weitere 252,9 Millionen Dollar müssten als Abgaben an die Inhaber von Urheberrechten gezahlt werden. Hinzu kommen Kosten für Hardware, Wartung und Personal. Unter dem Strich bleibe der YouTube-Eigner Google voraussichtlich auf einem Verlust von rund 470 Millionen Dollar sitzen, rechnet Wang vor – mit der Folge, dass auch der Jahresgewinn des Suchmaschinenbetreibers sinke. Wang reduzierte die Gewinnaussichten Googles deshalb um 17 Cent je Aktie auf 4,68 Dollar.

"Trotz gestiegener YouTube-Nutzerzahlen gibt es kaum Anzeichen dafür, dass Google davon profitieren kann", verdeutlicht Wang. So würden nicht einmal 3 Prozent der in Frage kommenden YouTube-Seiten überhaupt kommerzielle Werbung aufweisen. Und angesichts der gegenwärtigen Rezession im Online-Werbemarkt müsse man davon ausgehen, dass Firmen künftig noch weniger Geld für "Versuchsballons im Werbebereich" zur Verfügung stehe. Den Betreibern empfiehlt Wang, zunächst Anzeigenformate zu standardisieren und verstärkt darauf hinzuweisen, dass Werbung auf YouTube den Absatz von Produkten ankurbeln könne.

Um viel Geld geht es auch beim neu ausgebrochenen Streit zwischen YouTube und der Verwertungsgesellschaft GEMA. Letztere besteht darauf, dass YouTube für das Zeigen von Musikvideos aus dem GEMA-Repertoire künftig nicht mehr eine Pauschale zahlt, sondern dass jeder Video-Abruf einzeln abgerechnet wird. Die Urheber seien schließlich nicht dafür da, dass YouTube auf ihre Kosten mit Werbung Geld verdiene, polterte der Vorstandsvorsitzende der GEMA, Harald Heker, noch am Wochenende. Im Raum steht den Angaben zufolge eine Forderung von einem Cent pro Videoabruf, was laut Google fünfmal so viel wäre wie etwa in Großbritannien, wo derzeit ähnliche Verhandlungen geführt werden.

Der US-amerikanische Nachrichtendienst CNet meldet unterdessen am heutigen Montag, dass YouTube/Google in Verhandlungen mit Sony Pictures Entertainment (SPE) über eine Lizenzierung von Fernseh- und Filminhalten stünden. Zwar betreibt Sony Pictures mit Crackle (früher Grouper) bereits ein eigenes Videoportal, doch an die Zugriffszahlen von YouTube kommt das Angebot längst nicht heran. Laut CNet könnte YouTube von einer Partnerschaft mit SPE dahingehend profitieren, dass der Anteil an "Premium Inhalten" (in einem begrenzten Maß) erhöht wird, während Sony die Popularität YouTubes nutzt, um auf das eigene Format mit mehr Content hinzuweisen. (pmz)